Gerade im Bereich der menschlichen Natur, in dem sich so vieles halb-
oder unbewusst abspielt, ist es nicht leicht, sich zu emanzipieren, verantwortungsvoll
und frei zu handeln. Dies gilt umso mehr für den Bereich Sexualität
und Fortpflanzung, wo es nicht nur um einen selber geht, sondern wo stets
auch ein anderer Mensch mit betroffen ist. Ohne die Emanzipation von der
Natur wäre einen Entwicklung der Menschheit nicht möglich. Der
moderne Mensch kann sich der Verantwortung dem eigenen Körper, der
eigenen Seele, den eigenen sexuellen Bedürfnissen, vor allem aber
dem anderen Menschen gegenüber müssen wir gerecht werden. Wir
stehen also vor einer großen Aufgabe, wenn wir die Sexualität
aus seiner natürlichen Verbundenheit mit der Fortpflanzung lösen
wollen.
Ein Moment zum Nachdenken
Der Gebrauch von Diaphragma oder Kondom fördert den bewussten Umgang
mit Fruchtbarkeit, Sexualität und deren Trennung, da äußerst
diszipliniert mit den unterschiedlichen Verhütungsmitteln umgegangen
werden muss, um sie nicht zu vergessen oder falsch anzuwenden. Wird ein
Diaphragma benutzt, ist es völlig nachvollziehbar, was mit dem Körper
geschieht und welchen Einfluss es auf die Sexualität hat - ganz im
Gegensatz zu der Pille, bei der es schwer nachvollziehbar ist, was sie
im Körper bewirkt. Am Körper selbst wird nichts manipuliert,
nichts in Kultur gebracht. Stattdessen verlangt der Umgang mit der Sexualität
eine gewisse Anpassung an die Anforderungen dieser Methode. Die Verhütung
mit dem Diaphragma muss die Wahrnehmung des eigenen Körpers nicht
notwendigerweise schwächen, sie kann sie sogar intensivieren. Selbstverständlich
hängt das aber von den individuellen Umständen ab, vom Verhältnis
zwischen den Partnern sowie von bisherigen Erfahrungen mit anderen Verhütungsmethoden.
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Natürliche Verhütung (Methode der Fruchtbarkeitswahrnehmung)
Wenn eine Frau zur Verhütung Eingriffe oder Veränderungen in
ihren Körper aus emotionalen oder rationalen Gründen ablehnt
und wenn sie außerdem in einen "Dialog" mit ihrem Körper
eintreten möchte und an einer intensiveren Wahrnehmung ihrer zyklischen
Natur Gefallen findet, wird sie sich wahrscheinlich besonders für
die Möglichkeiten der sogenannten natürlichen Verhütung
interessieren.
Ein Ausflug in die Geschichte
Schon vor Jahrtausenden wurde in verschiedenen Kulturen, z.B. in China
und in Ägypten, ein Zusammenhang zwischen den Mondphasen und der
weiblichen Fruchtbarkeit erkannt. Dieses Wissen soll auch damals schon
zur Empfängnisverhütung benutzt worden sein. Jahrhundertelang
wurde aber gerade das Gegenteil dessen empfohlen, was nach heutigen Erkenntnissen
der Empfängnisverhütung als förderlich erscheint. So schrieb
der schon erwähnte grierische Arzt Soranus: " In Fällen,
wo es ratsam erscheint, eine Empfängnis zu vermeiden, sollten die
Leute sich des Verkehrs in der Zeit vor und nach der Periode enthalten."
Das aber sind die Tage der geringsten Fruchtbarkeit.
Der konkrete Zusammenhang zwischen weiblicher Fruchtbarkeit und dem Menstruationszyklus
wurde erst im 20. Jahrhundert bekannt. In den dreißiger Jahren wurde
von dem japanischen Gynäkologen Ogino und seinem österreichischen
Kollegen Knaus ungefähr zeitgleich entdeckt, dass der Eisprung fast
immer ca. 14 Tage vor der nächsten Menstruation stattfindet und dass
mit diesem Wissen eine Verhütung möglich ist. Dies war die Grundlage
für die Kalendermethode. In Holland hat der Gynäkologe Van de
Velde sich mit dem Zusammenhang zwischen Eisprung und dem zweiphasigen
Temperaturverlauf beim weiblichen Zyklus beschäftigt. Damit waren
die Voraussetzungen zur Temperaturmethode geschafffen. Erst im Laufe der
fünfziger Jahre wurde diese Methode in einer etwas breiteren Öffentlichkeit
propagiert. Das sich der Schleim am Muttermund kurz vor dem Eisprung verändert,
durchsichtig und "spinnbar" wird , wurde von dem australischen
Arzt Billings erkannt. Durch einfache Sebstuntersuchung kann jede Frau
auf diese Weise den Zeitpunkt ihres Eisprungs und damit ihrer fruchtbaren
und unfruchtbaren Tage feststellen. In den sechziger und siebziger Jahren
fand die "reine" Schleimmethode sowie die kombinierte Temperatur-Schleim-Methode
(symptotheramle Methode) zunehmend Akzeptanz. In Deutschland versteht
man unter Natürlicher Familienplanung (NFP) diese symtothermale Methode.
Trotz der vielen Vorteile dieser Methoden herrscht auch heute noch viel
Unwissenheit über diese Verfahren und ihre Sicherheit.
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Diese kurze Geschichte der Natürlichen Familienplanung zeigt interessante
Besonderheiten: Im Gegensatz zur Pille, die im Westen, in Amerika, entwickelt
wurde und dann eine rasante Verbreitung erlebte, sind die Ursprünge
der Natürlichen Familienplanung im Osten, in Europa, Asien und Australien,
zu suchen, und die Verbreitung erfolgt eher langsam. Kann man darin die
schnelle, manchmal aggressive und effiziente amerikanische Art und eine
bedachtsamere, selbstbeobachtende Einstellung im Osten erkennen? Bei den
hier besprochenen Methoden geht es eigentlich nicht um Verhütungsmethoden,
sondern um eine Beurteilungshilfe bei der Frage, ob eine Verhütung
nötig ist. Wenn das Paar sich beim Geschlechtsverkehr nach den unfruchtbaren
Tagen richtet und an den anderen Tagen verzichtet, ist keine Verhütung
nötig. Somit trifft die Umschreibung "Methode der Fruchtbarkeitswahrnehmung"
eigentlich besser zu, vor allem deshalb, weil sie sowohl zur Verhütung
angewandt werden kann als auch bei Kinderwunsch, um den optimalen Zeitpunkt
für die Befruchtung zu finden.
Der Begriff "natürlich" ist im Zusammenhang mit Sexualität
und Verhütung durchaus erklärungsbedürftig. Was ist natürlicher:
jederzeit zum Geschlechtsverkehr bereit zu sein oder aber an bestimmten
Tagen zu verzichten? Ist Verhütung überhaupt etwas "Natürliches"
oder bedeutet "natürlich" hier lediglich, dass nicht in
den Zyklus eingegriffen und auch auf sonstige Hilfsmittel verzichtet wird?
Ungeachtet dieser Überlegungen wollen wir aber der Einfachheit halber
auch weiterhin von "natürlicher Verhütung" sprechen.
Zu unterscheiden sind, wie schon erwähnt, die Kalendermethode, die
Temperaturmethode und die kombinierte symptothermale Methode. Auch der
"Coitus interruptus" wird manchmal zu den natürlichen Verhütungsmethoden
gerechnet. Diese Methoden hat eigentlich nur Nachteile: Sie ist sehr unsicher
(eine Versagerquote von bis zu 25 Prozent) und sehr störend, deshalb
findet sie inzwischen kaum noch Anwendung.
Kalendermethode
Bei der Kalendermethode werden die Menstruationstage im Kalender notiert.
Wenn eine Frau einen einigermaßen stabilen, regelmäßigen
Zyklus hat, kann sie abschätzen, wann der nächste Eisprung stattfinden
wird (ca. 14 Tage vor der erwarteten Blutung), welche Tage fruchtbar (die
letzten 6 Tage vor dem Eisprung) und welche unfruchtbar sind (die letzten
Tage vor der erwarteten Blutung und im Normalfall die erste Woche nach
Beginn der Blutung).
Die Sicherheit dieser Methode erhöht sich bei Frauen, die ihren Eisprung
deutlich spüren. Eine Unsicherheit entsteht aber dadurch, dass kleinere
Schwankungen immer auftreten können und der Moment des Eisprungs
meist anhand des Kalenders geschätzt und nicht - wie bei der Temperaturmethode
- eindeutig nachgewiesen wird. Trotzdem gibt es sehr viele Paare, die
auf diese Weise relativ erfolgreich verhüten. Als Pearl-Index wird
ein Wert von 4 bis 9 angegeben, d.h. es kommt zu vier bis neun Schwangerschaften,
wenn hundert Paare ein Jahr lang auf diese Weise verhüten.
Temperaturmethode
Um die Sicherheit zu erhöhen, ist es wichtig, den Zeitpunkt des Eisprungs
möglichst genau zu bestimmen. Dazu kann die Beobachtung der Körpertemperatur
(sowie des Muttermundschleims) helfen.
Fakten, Fakten, Fakten
Um die Kalendermethode erfolgreich anzuwenden, ist es notwendig, den frühestmöglichen
Zeitpunkt des Eisprungs und damit den Zeitraum der fruchtbaren Tage zu
ermitteln. Nachdem die Länge des Zyklus über Monate hinweg beobachtet
wurde, können die unfruchtbaren Tage nach folgender Methode errechnet
werden:
Längster Zyklus: z.B. 32 Tage
Kürzester Zyklus: z.B. 28 Tage
Unter der Voraussetzung, dass der Eisprung exakt 14 Tage vor Einsetzen
der Regelblutung erfolgt, muss zwischen dem 14. und dem 18. Tag des Zyklus
damit gerechnet werden.
Die fruchtbaren Tage (6 Tage vor dem Eisprung) können demnach mit
dem 8. Tag des Zyklus beginnen und enden spätenstens 10 Tage vor
der Blutung in einem maximal langen Zyklus, in diesem Rechenbeispiel also
am 22. Tag. Zwischen dem 8. und dem 22. Tag sollte also kein Geschlechtsverkehr
stattfinden. Bei einem höheren Sicherheitsbedürfnis sollte dieser
Zeitraum um ein oder zwei Tage ausgeweitet werden.
Die hormonellen Veränderungen im Laufe des Zyklus werden nicht nur
in der Gebärmutter und in den Eierstöcken wirksam, sondern im
ganzen Körper. So steigt, wie auf Seite 28 beschrieben, die Körpertemperatur
nach dem Eisprung um ca. 0,5 ° Celsius. Diese ist am besten mit der
konsequenten morgendlichen Messung nach dem Aufwachen zu bestimmen.
Nach einer erholsamen Nacht mit möglichst 5 bis 6 Stunden ununterbrochenem
Schlaf ist die Körpertemperatur noch nicht von sonstigen Einflüssen
geprägt und somit für einen täglichen Vergleich gut geeignet.
Werden die Nächte von schlecht schlafenden Kindern öfter gestört,
ist diese Methode nicht zu empfehlen. Das Gleiche gilt für Frauen,
die wechselnden Schichtdienst haben.
Bei der Temperaturmethode sind zwei "Sicherheitsstufen" zu unterscheiden.
Wenn nur in der Zeit zwischen dem dritten Tag nach dem Temperaturanstieg
(Eisprung) bis zur Menstruation Geschlechtsverkehr stattfindet, ist normalerweise
keine Befruchtung möglich, denn es kommt eigentlich nie vor, dass
innerhalb einer Monats zweimal hintereinander ein Eisprung stattfindet.
Der Peal-Index wird bei dieser "strengen" From mit 0,8 angegeben
(weniger als eine Schwangerschaft, wenn hundert Paare ein Jahr lang auf
diese Weise verhüten).
Bei der erweiterten Form wird auch die Zeit bis ungefähr sieben Tage
vor dem erwarteten Eisprung als relativ sicher betrachtet. Dies stützt
sich auf die Erwartung, dass der Eisprung immer an einem bestimmten Tag,
z.B. dem 14. Zyklustag stattfindet. Durch Schwankungen und einen eventuell
früher auftretenden Eisprung ist diese Phase natürlich weniger
sicher als die Zeit nach dem Eisprung. Bei dieser "erweiterten"
Form der Temperaturmethode wird ein Peal-Index von 3-5 genannt.
Mit freundlicher Genehmigung des Aethera Verlages!
Auszüge aus dem Buch:
Sexualität, Verhütung, Familienplanung
Methoden, Entscheidungshilfen Vor- und Nachteile
Dr. B. Maris
1.Auflage 1999
ISBN: 3-7725-5009-6
Aethera im Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH
An dieser Stelle möchten wir zu einem Artikel verweisen, der nochmals
die Sicherheit der NFP-Methode aufzeigt und auf wichtige Dinge hinweist
und manche Ängste vor der natürlichen Verhütung auflösen
kann.: Die gesunde Alternative zur Antibabypille
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