Was ist die Buteyko-Methode?
Die Buteyko-Atemmethode (auch das eukapnische Atmen genannt) ist eine
sehr wirksame leicht erlernbare Selbsthilfemethode, mit der man sein Atemmuster
normalisieren kann. Sie ist besonders wirksam bei Asthma und chronischem
Schnupfen, wo sie oft zu einer drastischen Senkung des Medikamentenbedarfes
führt. Darüberhinaus kann die Anwendung der Buteyko-Methode
vielen anderen gesundheitlichen Beschwerden den Boden entziehen.
Welche Idee steht hinter der Buteyko-Methode?
Weniger ist mehr. Dies gilt für viele Dinge – besonders aber
auch für das Atmen. Stressbedingt, ständig abgehetzt und schließlich
gewohnheitsmäßig atmen die meisten von uns in ihrem täglichen
Leben zuviel. Es wird zwar mehr Sauerstoff eingeatmet, aber dieser kann
nicht optimal genutzt werden. Denn gleichzeitig verlieren wir mit dem
vielen Atmen zu viel Kohlendioxid und bringen unsere Blutgase ins Ungleichgewicht.
Über lange Zeit kann der Körper das Ungleichgewicht in den daraus
resultierenden physiologischen Vorgängen ausgleichen, aber irgendwann
kommt der Zeitpunkt, wo die Puffer erschöpft sind und ungünstige
Atemmuster sich in unterschiedlichen Gesundheitsbeschwerden äußern
können. Asthma und andere Atemprobleme, chronische Müdigkeit,
Angstzustände und viele andere Beschwerden können dadurch begünstigt
werden.
Die Buteyko-Methode zielt darauf ab, das Atemgleichgewicht wiederherzustellen.
Alle Übungen sind darauf ausgerichtet, Atemvorgänge bewusst
zu machen und wieder weniger und damit effektiver atmen zu lernen. Analog
zum Thermostaten, mit dem man die Temperatur einstellt, wird nach Buteyko
mit diesen Übungen das Atemzentrum, das die Atmung steuert wieder
neu auf das optimale Niveau einreguliert.
Woher stammt die Methode?
Die Buteyko-Atemmethode wurde von dem russischen Arzt Dr. Konstantin
Pavlovich Buteyko im Verlauf jahrzehntelanger Forschungen zum Zusammenhang
zwischen der Atmung und verschiedenen Krankheiten entwickelt. Mitte der
achtziger Jahre wurde die Methode vom sowjetischen Gesundheitsministerium
offiziell anerkannt und wird seitdem dort bei Patienten mit Asthma und
anderen Gesundheitsproblemen verbreitet eingesetzt. Inzwischen hat sie
sich auch zunehmend im englischen Sprachraum durchgesetzt, während
sie in den übrigen Ländern erst langsam bekannt wird.
Ist die Wirksamkeit der Methode wissenschaftlich bewiesen?
In einer in Australien durchgeführten Studie wurde die Wirksamkeit
der Buteyko-Methode bei Asthma-Patienten mit einer dort üblichen
konventionellen Atem- und Asthmaschulung verglichen. Bei der Gruppe, die
die Buteyko-Methode angewendet hatte, sank der Bedarf an bronchienerweiternden
Medikamenten innerhalb von 3 Monaten um 90% (6% bei der Vergleichsgruppe
mit konventioneller Asthmaschulung) und an Kortikosteroiden um 49% (0%
bei der Vergleichsgruppe). Trotz dieser drastischen Verringerung des Medikamentenbedarfes
verschlechterte sich die Lungenfunktion nicht.
Eine weitere Studie, bei der Asthmatiker die Methode unter Anleitung durch
einen Videofilm anwandten, führte zu ähnlich guten Ergebnissen.
Für wen eignet sich die Methode und welche Wirkungen hat
sie?
Die Methode ist besonders wirksam bei Atemwegsproblemen. Zielgruppen
sind daher in erster Linie Asthmatiker und Menschen mit chronischem Schnupfen
(auch allergisch bedingt), die sich mit ihrer Krankheit auseinandersetzen
und bereit sind, selbst Verantwortung zu übernehmen. Menschen mit
derartigen Beschwerden erleben häufig bereits am ersten Tag der Anwendung
spürbare Wirkungen. Der Bedarf an bronchienerweiternden Medikamenten
und Nasensprays sinkt oft sehr schnell, da die Atemübungen eine direkte
bronchienerweiternde und nasenschleimhautabschwellende Sofortwirkung zeigen.
Wendet man die Übungen regelmäßig an, führt das im
Normalfall zu einer Umstimmung der Atmung, so dass Beschwerden immer weniger
auftreten.
Neben Asthma und Rhinitis können auch andere Atemwegsprobleme wie
Kurztatmigkeit, chronische Bronchitis und erhöhte Infektanfälligkeit
mit der Buteyko-Methode gebessert werden.
Das eukapnische Atmen nach Buteyko wirkt darüber hinaus bei vielen
weiteren Gesundheitsproblemen, die mit chronischer Hyperventilation (die
fast immer unerkannt bleibt) einhergehen. Besonders Menschen mit chronischem
Müdigkeitssyndrom, Kopfschmerzen und Angst- und Panikzuständen
können von der Methode profitieren.
Die Methode eignet sich auch sehr gut für Kinder ab ca. 5 Jahren.
Aber auch für jüngere Kinder gibt die Methode bereits einige
Hinweise und Hilfen, die zu einer Besserung von Asthma und Nasenproblemen
führen können.
Worin bestehen die Buteyko-Atemübungen?
Alle Übungen zielen darauf ab, unsere Atmung wieder auf ein normales
gesundes Niveau zu reduzieren. Wir atmen dadurch zwar weniger Sauerstoff
ein, aber wir nutzen ihn besser aus.
Konkret wird folgendes gelehrt und geübt:
- konsequente Nasenatmung zu jeder Zeit und bei allen Tätigkeiten
- Übungen zum Freimachen der Nase ohne Medikamente: diese beinhalten
verlängerte Atempausen und reduzierte Atmung.
- Verminderung chronischer Hyperventilation. Anwender der Buteyko-Methode
lernen, willentlich die Atmung durch Entspannung zu reduzieren, bis sich
das Gefühl eines leichten Lufthungers einstellt, das jeweils für
eine gewisse Übungsspanne aufrechterhalten wird. Dies dient der Atemumstimmung
und ist das Kernstück dieser Methode.
- Messen und Einsatz der „Kontrollpause“: Es handelt sich
dabei um die Periode, die man den Atem anhalten kann, ohne
Lufthunger zu spüren. Sie gilt als ein Maß für den gesundheitlichen
Zustand. An ihr kann der Übende ablesen, ob er Fortschritte macht
oder ob sich eine Verschlechterung seines Gesundheitszustandes ankündigt.
„optimales Atmen“ bei normalen Tätigkeiten des
täglichen Lebens, z.B.:
- bei Anstrengung und Sport
- beim Sprechen
- bei Husten
- Atmung im Notfall, Einsatz von verlängerten Atempausen mit der
Wirkung einer Bronchienerweiterung.
Für Kinder wurden spezielle Übungen entwickelt, die mit Bewegung
und Spiel kombiniert werden.
Kann man die Methode parallel zur konventionellen Asthmabehandlung
anwenden?
Die Methode lässt sich in idealer Weise mit dem für die Asthmabehandlung
empfohlenen „Stufenplan“ kombinieren. Wenn man die Buteyko-Übungen
anwendet, sinkt in der Regel zunächst der Bedarf an bronchienerweiternden
Medikamenten. Wenn man diese gegen akute Symptome eingesetzten Mittel
nicht mehr benötigt, kann man in Absprache mit seinem Arzt auch die
entzündungshemmenden vorbeugend eingesetzten Medikamente (z.B. Kortison)
reduzieren.
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