Die Gründerin des Erfahrbaren Atems, Ilse Middendorf, geb. 1910,
suchte nach dem 2. Weltkrieg nach Möglichkeiten, Menschen „tiefer“
erreichen zu können, als ihr das mit den erlernten Berufen (Gymnastik
und Massage) möglich war. Sie entwickelte eine Atemmethode, der sie
die Bezeichnung „Erfahrbarer Atem“ gab. Im Jahr 1965 gründete
sie das erste Ausbildungsinstitut in Berlin, in dem sie noch heute (im
Jahr 2008) Fortbildungsseminare leitet.
Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten,
mit dem Atem zu arbeiten:
- ihn willentlich einzusetzen
- ihn im Unbewussten zu belassen
- ihn zuzulassen.
Was mit diesem Begriff „zulassen“ gemeint ist, lässt
sich am besten mit den Worten verdeutlichen: „Wir lassen den Atem
kommen, wir lassen den Atem gehen und wir warten, bis er von selbst wieder
kommt“ (I. Middendorf)
Im therapeutischen Umgang mit dem Atem
können zwei grundsätzliche Möglichkeiten unterschieden
werden:
- die therapeutisch-diagnostische Arbeitsweise
- die salutogenetische Arbeitsweise.
„Atemtherapie Middendorf®“ ist der „salutogenetische“
Weg, mit dem Erfahrbaren Atem umzugehen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen
„salus“= gesund, in Ordnung, heil, gerettet, sicher, erlöst
und vom griechischen „Genese“ = Entstehung ab. Der Atem stärkt
das Gesunde, wodurch das „Kranke“ an Kraft und Einfluss verliert.
Die salutogenetische Arbeitsweise wird von den AtemtherapeutInnen des
Erfahrbaren Atems vertreten, die nach dem Berufsbild der BEAM (Berufsvereinigung
der AtemtherapeutInnen/-pädagogInnen des Erfahrbaren Atems nach Prof.
Ilse Midden-dorf e.V.) arbeiten.
Im Arbeitsansatz unterscheiden wir grundsätzlich
Methoden, die
von „Außen nach Innen“ wirken
von „Innen nach Außen“ wirken.
Die „Atemtherapie Middendorf®“ ist „von Innen nach
Außen wirkend“. Voraussetzung: Der Atem kann (von dem/der
Klientin) zugelassen werden. Solange diese Voraussetzung noch nicht erfüllt
ist, sind auch von Außen angesetzte „Übungen“ und
Hilfen erforderlich.
Definitionsgemäß arbeiten alle therapeutisch-diagnostischen
Therapieformen „von Außen nach Innen“, und das auch
und gerade dann, wenn der psycho-soziale Hintergrund der KlientInnen mit
all seinen Auswirkungen („Störungssyndromen“ usw.) als
Ausgangspunkt dient. Auch sog. „ganzheitliche“ Therapieformen
arbeiten im all-gemeinen diagnostisch und setzen damit von „Außen“
an.
Das Ziel des Erfahrbaren Atems ist nicht die analytische Bewusstwerdung,
sondern die Entwicklung und Bewusstwerdung dessen, was wir Empfindungen
nennen, die wir deutlich von Gefühlen unterscheiden. Empfindungen
beruhen auf einer Funktion des Nervensystems. Gefühle sind die Bewertungen
dessen, was vorher empfunden wurde.
Mit der Erfahrung der KlientInnen, den Atem zulassen und empfinden zu
können, wachsen die Fähigkeiten, sich zu sammeln und dem Atem
- in Balance zwischen Hingabe und Achtsamkeit - immer mehr die Führung
zu überlassen. Damit steigert sich die „Atemfähigkeit“,
die „Empfindungsfähigkeit“ und die „Sammlungsfähigkeit“,
und mit diesen die Fähigkeit, „anwesend“ zu sein. Gleichzeitig
wächst bei diesem Prozess das, was wir mit „Durchlässigkeit“
bezeichnen und es ändert sich die „Haltung“ des Menschen
- die seines Körpers und die bezüglich seiner Sicht auf vorhandene
Probleme, Störungen und Krankheiten.
Damit wird deutlich, wie die Heilung (von Störungen und Krankheiten)
mit der „Atemtherapie Middendorf®“ erfolgt und warum wir
sagen, die Heilung von Krankheiten erfolge sozusagen „nebenbei“.
Mit der „Atemtherapie Middendorf®“ werden viele weitere
positive Kräfte geweckt oder gestärkt - beispielsweise die Selbstheilungskräfte.
Die Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen (auch für
die eigene Gesundheit) wachsen deutlich, etwa die Freude am Leben oder
die Kreativität. All das geschieht durch eine immer dichter werdende
Vernetzung und gegenseitigen Förderung von Atem, Bewusstsein und
den oben genannten Fähigkeiten.
Die oben genannten Fähigkeiten werden in Grundseminaren und Intensivseminaren
erarbeitet. Auf Wunsch kann in Einzelbehandlungen eine individuelle Vertiefung
erfolgen.
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