letzte Änderung:
16.11.2018
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Shiatsu im Alltag
Shiatsu im Alltag
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Shiatsu entstand in diesem Jahrhundert in Japan. Diese
also noch relativ junge Therapieform, die mit der heilenden Kraft der
Berührung arbeitet, entwickelte sich aber aus dem traditionellen
östlichen Gesundheitsverständnis und reicht deshalb, was ihre
Wurzeln angeht, weit in die Geschichte Chinas zurück.
Im alten Chinas wurde das sogenannte Daoyin praktiziert. Es handelt sich
dabei um ein System, bestehend aus Massage, Druckpunkttechniken sowie
Bewegungs- und Atemübungen, das der „Entgiftung und Verjüngung"
des Körpers diente. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die ursprüngliche
Form des Daoyin von den verschiedensten Einflüssen geprägt,
und im heutigen, im Westen praktizierten Shiatsu sind unterschiedliche
Stile zu erkennen.
Gerade in den letzten 20 Jahren ist hier in Europa eine rasante Weiterentwicklung
zu beobachten, und es gibt heute verschiedene Schulen, die unterschiedliche
Formen von Akupressur oder Shiatsu lehren. Zu den Unterschieden, die es
bereits zwischen den japanischen Schulen gibt, kommen hier noch die Einflüsse
der westlichen Körpertherapien sowie der im Lauf der Zeit immer weiter
verfeinerte und erweiterte Methoden der Energiearbeit dazu.
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In einer Ausbildung im sogenannten Zen-Shiatsu nach Masunaga
lernt man das Meridiansystem, zahlreiche Körpertechniken sowie das
Arbeiten nach den Regeln der fünf Wandlungsphasen. Kernstücke
der praktischen Anwendung von Shiatsu sind Meditation, das Arbeiten aus
der Körpermitte mit den traditionellen Körperhaltungen sowie die
klare Fokussierung der eigenen Wahrnehmung. |
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Zudem hat Masunaga seine Kenntnisse als Doktor der westlichen
Psychologie mit dem Wissen der chinesischen Medizin verbunden und das Meridiansystem
und die Diagnosemöglichkeiten erweitert. Dabei spielen, ähnlich
wie bei den westlichen Körpertherapien, im Zen-Shiatsu die individuelle
Lebenssituation eines Menschen, seine Emotionen und der Ausdruck im Körper
eine wichtige Rolle.
Es dauert Jahre, um diese ausgefeilte Form der Energiearbeit wirklich
zu beherrschen, Jahre, in denen man lernen muß, seine Wahrnehmung
für diese Art der Berührung zu schulen, um ein professionelles
Shiatsu ausüben zu können. Ausgehend von den Ursprüngen
des Shiatsu in der Volksmedizin sehe ich aber eine wunderbare Möglichkeit
darin, Shiatsu bzw. damit in Verbindung stehende Übungen auch für
Laien zugänglich zu machen, es also im heutigen Alltag einzubauen
und dadurch unser Bewußtsein für Körper und Gesundheit
zu schulen.
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Ich möchte also trotz der gezielten und differenzierten Weiterentwicklung
von Shiatsu einmal mehr auf diesen Ursprung eingehen und Möglichkeiten
aufzeigen, die dazu dienen, ein Bewußtsein für den eigenen
Körper zu entwickeln und damit einen eigenverantwortlichen Umgang
mit der Gesundheit zu fördern. Shiatsu ist zwar eine therapeutische
Methode, die, professionell durchgeführt, gezielte Wirkungen erreicht.
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Wir alle praktizieren aber oft instinktiv eine Form von Shiatsu, wenn
wir uns z.B. bei Kopfschmerzen die Nasenwurzel drücken, bei Rückenschmerzen
die Hände in den unteren Rücken stemmen und tief durchatmen oder
uns einfach dehnen und strecken, wenn wir müde sind. |
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Diese instinktiven Selbstbehandlungen haben viel Ähnlichkeit
mit den Ursprüngen des Daoyin (jap. Do-In), wo Meridiane oder Akupunkturpunkte
(jap. Tsubo) stimuliert werden. Im Laufe der Zeit haben sich viele Techniken
entwickelt, die, bewußt eingesetzt, über diese instinktive Selbstbehandlung
hinausgehen und die sowohl Selbstbehandlungstechniken als auch einfache
Partnerbehandlungsformen umfassen. Bei sich selbst, bei Partnern, Angehörigen
und Freunden angewendet, können dies Techniken bei den üblichen
Alltagsbeschwerden Linderung verschaffen und Wohlbefinden bewirken. Unser
Energiesystem ist im stetigen Wandel, da es immer irgendwelchen Einflüssen
wie Gedanken, Emotionen, klimatischen Bedingungen, verschiedenen Umweltfaktoren
usw. ausgesetzt ist, die einer adäquaten Reaktion oder Anpassung
bedürfen. Nach der Sichtweise der traditionellen östlichen Medizin
hängt unsere Gesundheit davon ab, ob diese Anpassung gelingt, denn
diese Medizin versteht Krankheit von Körper, Geist und/oder Seele
immer als Ausdruck eines energetischen Ungleichgewichts, was wiederum
am Zustand der sogenannten Meridiane erkennbar und über diese auch
beeinflußbar ist.
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Diese Meridiane bilden ein weit vernetztes System in unserem Körper.
Sie verbinden die einzelnen Organe bzw. Funktionskreise miteinander, und
in ihnen fließt die Lebensenergie (jap. Ki) zu jeder Zelle im gesamten
Organismus. Da sie neben inneren Verläufen auch äußere Verläufe
haben, sind die Meridiane für unsere Hände an der Körperoberfläche
direkt erreichbar. Das ist die Grundlage von Shiatsu, denn der Ki-Strom
in unserem Körper hat die Eigenschaft auf Berührung zu reagieren,
so daß es möglich ist, auf diese Weise Stagnationen aufzulösen. |
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Beim Shiatsu spielt auch das Arbeiten mit beiden Händen
(Arbeitshand und Stützhand) eine wichtige Rolle. Dadurch und durch
die Hara-Arbeit, also die Arbeit aus dem Körperzentrum heraus, entsteht
eine Form der Berührung, die den Energiefluß in die Balance bringt
und die der Behandelte als ganzheitlich und wohltuend empfindet. Shiatsu
ist also in erster Linie eine Arbeit zu zweit, aber auch wenn das Grundkonzept
ein Wechselspiel von Geben und Nehmen ist, so gibt es immer wieder Situationen,
in denen dies nicht möglich ist. In solchen Situationen ist die
Selbstbehandlung, die jederzeit und ohne Hilfsmittel ausgeführt werden
kann, von großem Nutzen. Die Schwierigkeit liegt dabei für
viele darin, daß sie die Finger zu sehr verkrampfen und dadurch
ein „verspanntes Drücken" entsteht, das nicht zum Erfolg
führt. Wie bei der Partnerbehandlung sind auch bei der Selbstbehandlung
entspannte Hände und die Bewußtheit der Berührung grundlegende
Aspekte, die es zu lernen gilt.
Neben den Körpertechniken zu zweit und der Selbstmassage sind die
sogenannten „Meridian-Dehnungsübungen" nach Masunaga eine
gute Möglichkeit, um die Energie im Fluß zu halten. Diese Makoho-Übungen,
wie sie auch genannt werden, sind eine wichtige Ergänzung zum Shiatsu
und zeigen einen Weg, wie man auch außerhalb einer professionellen
Shiatsu-Behandlung selbständig etwas für sich tun kann. Außerdem
eignen sie sich als Diagnosemethode, mit deren Hilfe wir unsere Meridianzustände
wahrnehmen und damit unsere Grundmuster im Körper erleben können.
Eine theoretische Grundlage von Shiatsu ist das Verständnis der
Lehre von den Fünf Wandlungsphasen. Diese Lehre stellt über
die Meridianlehre Masunagas hinaus wichtige Zusammenhänge der energetischen,
emotionalen und geistigen Aspekte dar.
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Die Wandlungsphasen sind Kräfte, die sich – wie der Name sagt
– ineinander wandeln, sich gegenseitig dämmen und einander somit
das Gleichgewicht halten. Sie treten in allen Erscheinungen des Lebens zutage.
Alle Erscheinungsformen des Lebens, seien es nun einzelne Sinne, Organe,
Gefühle und geistige Aspekte oder Jahreszeiten, Farben, Geschmäcker
etc. können ihnen zugeordnet werden, weshalb die Lehre von den Fünf
Wandlungsphasen in vielen Bereichen (Philosophie, Medizin, Psychologie,
Ernährung, Fengshui etc.) anwendbar ist. |
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Auch in unserem Alltag kann diese hochinteressante Darstellung
unserer Lebenszyklen, unserer Verbundenheit mit der Natur ein wunderbares
Hilfsmittel sein, unsere eigenen Muster und die daraus resultierenden Störungen
zu erkennen. In jedem gesunden Menschen sind alle Wandlungsphasen mehr oder
weniger vorhanden. Trotzdem hat jeder Mensch so etwas wie eine Grund-Wandlungsphase,
die in all seinen Handlungen im Laufe des Lebens immer wieder hervortritt.
Dies zu erkennen stellt eine Bereicherung dar, weil wir dadurch die Möglichkeit
haben, unsere Qualitäten sowie unsere Schwachstellen besser zu verstehen
und damit Ursachen von Störungen oder Krankheiten zu sehen. Es verschafft
uns also einen – oft neuen – Zugang zu Einsichten und Veränderungen.
Shiatsu im Alltag, darunter verstehe ich also nicht nur das Drücken
bestimmter Punkte, sondern die Auseinandersetzung mit den vielfältigen
Aspekten des Lebens, regelmäßige Körperübungen und
vielleicht mehr Offenheit und Wachheit in bezug auf Berührung, und
zwar sowohl die Berührung von Partnern als auch die Berührung
des eigenen Körpers. So praktiziert gibt es uns die Möglichkeit,
mehr Einfluß auf unsere Alltagsbeschwerden und Probleme zu nehmen.
Es hilft uns, die Eigenverantwortung für unsere Gesundheit zu übernehmen
und stellt eine ständige Herausforderung für Entwicklung und
Wachstum im Alltag dar.
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©
Frau Sylvia Glatzer, Heilpraktikerin und Shiatsu-Therapeutin, Blücherstr.
11, 22765 Hamburg), Tel & Fax: +49 (040) 389 44 21,
shen.shiatsu@t-online.de
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