„Brillengläser sind nicht richtig; sie sind nichts als eine
Krücke. Eines Tages finden wir einen besseren Weg“. Dr. William
H. Bates (1860 –1931) erfüllt von dieser revolutionären
Hoffnung, entwickelte die nach ihm benannte Methode zur ganzheitlichen
Augenheilkunde.
1860 in New Jersey geboren, schlug Dr. Bates eine medizinische Laufbahn
ein. Als Arzt und Chirurg spezialisierte er sich 1885 auf Eingriffe und
Behandlungen des Kopfes und vor allem der Augen. Während eines fünfjährigen
Forschungsprogramms an der Columbia Universität wurde Dr. Bates zunehmend
unzufrieden mit den üblichen Methoden der modernen Augenheilkunde.
Die alleinige Korrektur von Refraktionsfehlern mit Hilfe künstlicher
Linsen, also einer Brille, reichte Dr. Bates nicht aus. Denn das Verschreiben
von Brillengläsern war nie eine Heilung, sondern im Gegenteil, die
Patienten wurden stets abhängiger von ihren optischen „Krücken“
und in vielen Fällen beschleunigte eine Brille sogar die Verschlechterung
der Augen. Mit anderen Worten, Brillengläser behandelten das Symptom,
nicht die Ursache der Dysfunktion des Auges.
Dr. Bates wollte wissen warum beinahe dreiviertel der Bevölkerung
auf Grund von Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit früher oder später
verschwommen sah. Er konnte es nicht akzeptieren, dass die Generationen
des Fortschritts mit einem zunehmend chronisch schwachen Organ ausgestattet
sein sollten. Er beobachtete, dass in primitiven Gesellschaften das Auge
seine optimale Funktion behielt, solange es nicht durch „zivilisierte“
Anspannung und Forderungen sabotiert wurde.
Er kam zu folgendem Resultat: Schlechte Sehgewohnheiten und chronischer
Stress sind mit verantwortlich für die Beeinträchtigung und
Schwächung der Sehkraft. Körperliche Spannungen, Angst, Sorgen,
Beklemmungen und emotionale Hemmungen haben chronische Verspannungen von
einzelnen Augenmuskeln zur Folge, die den Augapfel in seiner Funktion
stört. Diese Spannungszustände laufen absolut unwillkürlich
und von der betroffenen Person unerkannt ab. Das Resultat zeigt sich auch
in verschwommenem Sehen.
Dr. Bates schilderte den Fall eines jungen Mädchens, die an einer
zeitweiligen Kurzsichtigkeit litt. Die Myopie stellte sich immer dann
ein, wenn die junge Frau die Unwahrheit sagte. Bei vielen Personen sind
die emotionalen Irritationen und Angriffe genug verfestigt, um einen permanenten
Refraktionsfehler zu verursachen. Dr. Bates bewies in seinen Forschungsarbeiten,
dass die normale Fixierung eines gesunden Auges immer zentrisch, aber
niemals unbeweglich ist. Zur individuellen Verbesserung des Sehens entwickelte
er eine Methode die auf Bewegung, Entspannung und Visualisierung beruhte.
Seine Methode lehrte er an öffentlichen Schulen und in eigener Praxis.
Als Dr. Bates seine unkonventionellen Forschungsergebnisse veröffentlichte,
wurde er von seinen Kollegen zutiefst angefeindet und verspottet. Die
daraus resultierenden beruflichen Konsequenzen und persönlichen Attacken
veranlassten ihn, seine lukrative Praxis in New York aufzugeben und er
zog sich nach North Dakota zurück. 1907 kam er nach New York zurück
und praktizierte dort am Harlem Hospital. 1931 starb er als anerkannter
Facharzt für Augenheilkunde, aber sein Lebenswerk: Die Bates Methode,
wurde von der Schulmedizin bis heute nicht anerkannt.
Auch in Deutschland war und ist man in Fachkreisen sehr ablehnend. 80
Jahre nachdem Dr. Bates das weltbekannte Buch „Better Eyesight without
Glasses“ („Rechtes Sehen ohne Brille“, Rohm 1991) veröffentlichte,
gibt es nach wie vor eine große Kontroverse zwischen den konventionellen
Augenärzten und den Ärzten mit einem ganzheitlichen Ansatz in
der Augenheilkunde. So stand in einem Artikel der Zeitschrift „Der
Augenarzt“ von 1980: „Außenseiter der Medizin! Sind
die Bates-Lehren unausrottbar?
Die Berliner Augenärztliche Gesellschaft nahm 1931 folgende Stellung
dazu ein, der noch heute nichts hinzuzufügen ist. In den letzten
Jahren hat in weitesten Kreisen des Publikums eine als „moderne
Augenheilkunde“ angepriesene Form, der Behandlung von Augenleiden
Eingang gefunden; mit dieser Methode, die im wesentlichen in Sehübungen
und „Bestrahlungen“ besteht, sollen angeblich Augenkrankheiten
ohne Operation und Brechungsfehler ohne Brille zur Beseitigung gebracht
werden können. Der Glaube, daß echte Kurzsichtigkeit oder Altersichtigkeit
ohne Brille zu beseitigen oder auch nur zu bessern sei, ist irreführend.
In keinem einzigen Falle kann nach optischen Regeln davon die Rede sein.
Die Behauptung, dass Krankheiten des Auges, die nur mit Medikamenten oder
operativ zu heilen sind, ohne sachgemäße augenärztliche
Behandlung durch Übungen oder Bestrahlungen zu beseitigen seien,
bedeutet nicht nur eine Täuschung, sondern auch häufig eine
Gefährdung der Augenkranken.“
Und doch gibt es viele Nachfolger von Dr. Bates: Dr. Janet Groodrich (Australien),
Dr. Meir Schneider (USA), Wolfgang Hätscher-Rosenbauer (Deutschland)
und viele andere SehtherapeutInnen weltweit fühlten sich von der
Bates Methode angesprochen und entwickelten auf dieser Grundlage eigene
Übungsprogramme. In der Mehrzahl werden diese Methoden in Büchern,
Vorträgen, Kursen und Einzelsitzungen und heute auch über das
Internet an Interessierte und Betroffene weitergegeben. Seit 18 Jahren
findet eine „Internationale Konferenz für ganzheitliches Sehen“
statt. Jedes Jahr wird sie in einer anderen europäischen Stadt organisiert
und ist ein Forum für den Austausch zwischen ganzheitlich orientierten
Augenärzten, Heilpraktikern, Optikern und Betroffenen. Informationen
zu Zusammenschlüssen und Listen von Sehlehrern werden veröffentlicht.
Die 16. Konferenz im Oktober 2001 durfte ich mit meinen KollegInnen übrigens
in meiner Wahlheimat Berlin organisieren.
Ja, die Bates-Lehren sind unausrottbar, solange es Menschen gibt, die
auf der Suche sind und sich weiterentwickeln wollen. Menschen, die die
Eigenverantwortung für ihre Gesundheit erkannt haben und übernehmen.
Menschen, die motiviert sind diese Gesundheit zu erhalten und zu verbessern,
auch auf eigene Kosten. Menschen die sich nicht zufrieden geben mit Floskeln
wie: „Alterssichtigkeit ist normal, Augenübungen sind reine
Zeitverschwendung“ usw. Menschen, die in ihren heilenden Berufen
holistische Weltanschauungen vermitteln. Auch ich habe mich vor vielen
Jahren nicht zufrieden gegeben.
Meine eigene Betroffenheit und die erschütternden Prognosen
der Augenärzte haben mich empfänglich für die Alternativen
der konventionellen Augenheilkunde gemacht. Auf meinem Weg als Patientin,
in der langjährigen Ausbildung zur Sehlehrerin, während eines
mehrmonatigen Praktikums bei Dr. J. Goodrich in Australien und als Heilpraktikerin
/ Yogatherapeutin (BDY/EYU) lernte ich viele Menschen kennen, deren „Augen-Werdegang“
ähnlich dem meinen war. Ein tiefes Verständnis für die
Nöte und Bedürfnisse der Betroffenen erfolgte aus dieser prozesshaften
Auseinandersetzung mit den momentanen körperlichen und mentalen Gegebenheiten
einerseits und den Methoden der ganzheitlichen Sehtherapie andererseits.
Ich biete seit 10 Jahren ein Selbsthilfeprogramm für „Natürlich
Besser Sehen, Gesundheit für die Augen“ in meiner Tätigkeit
als Heilpraktikerin an und stimme mit der Batesschen Erkenntnis überein:
Wenn der Geist entspannt ist, sind es die Augen auch!
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