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letzte Änderung:
16.11.2018

Feldenkrais
Feldenkrais

 
"Alles Leben ist Bewegung.
Beweglicher werden heißt lebendiger werden: körperlich, geistig und seelisch"
Wir brauchen Bewußtheit über das, was wir tun, um tun zu können, was wir tun wollen.
Dr. M. Feldenkrais

Zur Person:
1904 wird Dr. Moshé Feldenkrais in Slawuta, in der Ukraine geboren. Als 15 jähriger emigriert er nach Palästina. Dort arbeitet er als Pionier und Landvermesser. 1928 zieht er nach Frankreich, studiert erst Maschinenbau und Elektrotechnik, später Physik an der Pariser Sorbonne, wo er auch promoviert. Nebenbei lernt er mit großer Begeisterung Judo bei Jigoro Kano. Er erwirbt als erster Europäer den schwarzen Gürtel, gründet den ersten Judo-Club Frankreichs, beginnt Judo zu unterrichten und schreibt zwei Bücher darüber. In seinem Forscher- und Entdeckerdrang assistiert er ab 1938 sogar Frederic Joliot und seiner Frau Irene Curie am Institut Pasteur bei den ersten Kernspaltungsversuchen.

1940 flieht er vor den Nazis nach England, wo er während des Krieges für die britische Admiralität arbeitet. Als ihm eine alte, schwere Knieverletzung erneut das Laufen unmöglich macht und die Operationsverfahren der damaligen Zeit wenig Hoffnung auf Heilung geben, beschließt er, sich selbst zu helfen. Über Monate experimentiert er mit kleinen, langsamen Bewegungen. Er beobachtet und spürt bis ins kleinste Detail, was dabei geschieht.

Gleichzeitig liest er alles, was er an medizinischer Fachliteratur über Körpermechanik und das Nervensystem finden kann. Heraus kommt eine sehr strukturierte Methode aufmerksamer Selbsterforschung. Ihm wird bewusst, welche Bewegungsvarianten ihm vertraut und welche noch ungewohnt sind. Es gelingt ihm, sein eigenes Bewegungsverhalten wahrzunehmen und durch neue Bewegungsvarianten zu erweitern. Bald zeigt dieses Vorgehen große Wirkung. Er lernt wieder laufen und sogar Judo zu praktizieren.

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1949 erscheint sein Buch: "Body and Mature Behaviour: a study of anxiety, sex, gravitation and learning". In den fünfziger Jahren kehrt er nach Israel zurück, arbeitet dort in der elektronischen Abteilung des Verteidigungsministeriums und gründet das Feldenkrais Institut in Tel Aviv.

Er beginnt seine Methode einer kleinen Gruppe von Assistenten zu vermitteln. 1968 erscheinen seine Bücher: "Bewusstheit durch Bewegung, der aufrechte Gang" und "Abenteuer im Dschungel des Gehirns: Der Fall Doris".

In den siebziger Jahren wächst im "Westen" das Interesse an ganzheitlichen Therapieformen. In Nordamerika entstehen unter seiner Leitung zwei weitere Ausbildungen mit großer Teilnehmerzahl. Nun erfährt die "Feldenkrais Methode" internationale Anerkennung. Zu seinen Schülern gehören Menschen mit chronischen Schmerzen, mit Behinderungen, aber auch Künstler mit beruflichem Interesse wie Yehudi Menuhin, Peter Brook und Igor Markevitsch, Wissenschaftler wie Margaret Mead und Karl Pribam und es kommen auch Staatsmänner wie David Ben-Gurion und Moshé Dayan zu ihm.

In zahlreichen Studien und Aufsätzen hinterlässt Dr. Moshé Feldenkrais seine theoretischen Erkenntnisse und in mehr als 2000 Lektionen deren praktische Umsetzung. Er stirbt 1984 in Tel Aviv.

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Zur Theorie:

Ganzheitlich: Dr. Moshé Feldenkrais geht nicht davon aus, dass irgendein Teil eines Menschen schlecht sei und ausgetauscht werden sollte. Auch die übliche Vorstellung von richtiger Haltung als einem statischen Zustand erscheint ihm nicht sehr lebensnah.

Statt von außen zu korrigieren, um Menschen an Idealvorstellungen anzupassen, sucht er nach Wegen innere Lernprozesse anzuregen. Er beschreibt das Gleichgewicht im Stehen als feine Pendelbewegungen um eine Mitte herum, als einen "labilen" Zustand, aus dem man mühelos und fließend zu anderen Körperhaltungen überwechseln kann. Er interessiert sich für die Dynamik einer Bewegung, für ihre Beziehung zur Schwerkraft.

Es ist für ihn eine unverrückbare Tatsache, dass gleichzeitig mit jeder menschlichen Bewegung immer auch Gefühle, Denken und Sinnesempfindungen anwesend sind. Es genügt ihm daher, sich auf die Bewegungen zu konzentrieren, um doch den ganzen Menschen zu erreichen.

"Man versuche nicht auf einem verstimmten Instrument einen richtigen Ton zu finden, sondern stimme das Instrument besser vorher, so kommt man schneller zum Ziel"(M. Feldenkrais).

Das Selbstbild: Auf die Frage, warum sich jeder von uns auf seine ganz eigene Art bewegt, antwortet Dr. Moshé Feldenkrais: "Wir handeln nach dem Bild, das wir uns von uns machen". Die Klärung und Weiterentwicklung dieses "Selbst-Bildes" wird zur übergeordneten Leitidee seiner Lektionen. Die Vorstellung, die man von sich selbst hat, wird sichtbar in der Art wie man sich bewegt. Es wird möglich zu erkennen, wo sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt, und wo sie davon abweicht. Je realistischer das Selbstbild wird, desto weniger Tücken und Probleme hält der Alltag für einen bereit.

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Seine drei Anteile:

M. Feldenkrais gliedert das Selbst-Bild in einen ererbten, einen
anerzogenen und einen dritten Teil, den er "Selbsterziehung" nennt:


1. Auf unser Erbgut haben wir keinen Einfluss. Mit dem Augenblick unserer Entstehung
wird es festgelegt und macht jeden von uns einmalig.

2. Auch die frühe soziokulturelle Prägung, die uns zu Mitgliedern unserer Familie und unserer
Kultur werden lässt, haben wir nicht frei gewählt. Man bringt uns eine Sprache bei, eine Art
uns zu kleiden, zu essen und all die dazugehörenden Wertvorstellungen.

3. Mit "Selbsterziehung" spricht er jene Individualitäts-bildende Kraft an, die uns mit
den ererbten Eigentümlichkeiten und den Einflüssen der Erziehung zu einer Persönlichkeit
reifen lassen kann. Grundvoraussetzung für die Selbsterziehung ist allerdings die eigene
Urteilsfähigkeit. Nur daraus erwachsen eigene Wertvorstellungen.

"Was mich interessiert, sind nicht bewegliche Körper, sondern bewegliche Gehirne" lautet
einer seiner viel zitierten Sprüche.

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Äußere Einflüsse:

Er äußert sich sehr kritisch gegenüber den Wertungen unserer Leistungsgesellschaft, die sich selbst als Institution für weit wichtiger erachtet, als ihre einzelnen Mitglieder und deren Entwicklung. Wer der gesellschaftlichen Anerkennung bedarf, muss ihr nützlich sein und all jene Neigungen unterdrücken, die ihren reibungslosen Ablauf behindern würden. Mangel an Selbstwertgefühl führt so zur freiwilligen Anpassung an fremde Wertvorstellungen. Die Selbsterziehung wird zur Selbstkontrolle und verliert dadurch viel an Spontaneität und Lebensfreude. Oft bleibt weit über die Kindheit hinaus das Bedürfnis nach einer beurteilenden und anerkennenden Autorität erhalten.


Stärkung der Selbsterziehung:

Durch dieses spielerische, absichtslose Erkunden von Bewegungen, ohne unter Leistungsdruck, Angst oder Spannung zu stehen, entwickelt sich eine genaue Selbstwahrnehmung. Je bewusster man sich selbst wahrnehmen kann, desto leichter fällt die Wahl zwischen verschiedenen Handlungsweisen. Das Urteilsvermögen gewinnt an Sicherheit und Überzeugungskraft. Wenn seinen Schülern beispielsweise all zu ernsthaft bemüht sind, seinen Anweisungen zu folgen, schlägt der kleine, dicke und angriffslustige M. Feldenkrais vor: "So, und jetzt machen Sie es hässlich und schlecht!

Legen Sie sich nicht auf eine einzige Verfahrensweise fest, sonst stellen sie sich selbst unter Zwang. Wer sagt denn, dass es nicht einfachere, leichtere, Ihnen gemäßere Wege gibt?

Und woher wollen Sie das wissen, solange Sie es nicht ausprobiert haben? Oder wollen Sie lieber Roboter sein, Automat?"
In Schulen sonst übliche Aufforderungen wie: "Streng dich ein bisschen mehr an! Du musst dir schon Mühe geben. Wenn du nicht an deine Grenzen gehst, bringt es nichts" bekommt man in diesem Unterricht nicht zu hören. Vielen fällt es anfangs nicht leicht, ihre Bewegungen langsam, leicht und klein zu machen, anstatt groß, kräftig und schnell.

Obwohl jeder in seiner Säuglingszeit einmal genauso angefangen hat. Jeder hat einmal ganz eigenständig, ohne die Hilfe eines Lehrers durch Versuch und Irrtum herausgefunden, wie man greift, krabbelt, steht, spricht und geht. Und das sogar zumeist mit Genuss und Neugier. M. Feldenkrais nennt es "organisches" Lernen und hält es, bewusst angewandt, für den effektivsten Weg, sich seiner Selbst, seiner Gewohnheiten und möglicher Alternativen bewusst zu werden und so das eigene Potential zu erweitern, das bei vielen Menschen zu einem großen Anteil einfach ungenutzt bleibt.

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Zur Anwendung:

Die Feldenkrais Methode ist für alle Menschen jeden Alters geeignet. Sie ist ausdrücklich keine medizinische Therapie, obwohl sie wirksam ist, im Umgang mit Schmerzen, mit Bewegungseinschränkungen, Behinderungen, Lähmungen und Entwicklungsstörungen. Sie ist eine "Lernmethode". Anfangs findet der Feldenkrais-Unterricht in Rücken-, oder Bauchlage statt, um die Auflösung angewohnter Muskelspannungen zu erleichtern. Er wird so behutsam und angenehm wie möglich durchgeführt, ohne Anstrengung und Schmerzen. Er kann jedem Menschen in seiner aktuellen Situation zu größerer sensomotorischer Intelligenz und zu einem erweiterten Selbstbild verhelfen.


Zuerst entwickelt Dr. Moshé Feldenkrais die Einzelstunde, Funktionale Integration genannt, in der die berührenden, folgenden und führenden Hände des Lehrers Veränderungsprozesse in innerer und äußerer Haltung und Handlungsweise anregen. Sie wird individuell auf die besonderen Bedürfnisse des Lernenden ausgerichtet.

Um seine Methode mehr Menschen zugänglich zu machen, beginnt Dr. Moshé Feldenkrais mit verbal angeleitetem Gruppenunterricht, Bewusstheit durch Bewegung genannt. An Hand langsam ausgeführter Bewegungen im Liegen, Sitzen, Stehen oder Knien lernen die Teilnehmer ihre Selbstwahrnehmung zu verbessern, sich müheloser zu organisieren und dabei ihr Selbst-Bild zu klären und zu erweitern.

Die 4-jährige Ausbildung zum/zur Feldenkrais-LehrerIn unterliegt weltweit den Anforderungen der "International Feldenkrais Federation" (IFF). Siehe auch unter "Child Space-Methode" - Entwicklungsbegleitung für Säuglinge und Kleinkinder auf der Basis der Theorie von Dr. Moshé Feldenkrais - eine von Dr. Chava Shelhav entwickelte Methode. Als langjährige Assistentin von Moshé Feldenkrais hat sie seine Methode über viele Jahre hinweg speziell für die Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern weiterentwickelt.


"Wenn Du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst."
Moshé Feldenkrais



Literatur von Dr. Moshé Feldenkrais in deutscher Sprache:

  • Bewusstheit durch Bewegung. Der aufrechte Gang. Frankfurt Suhrkamp Verlag 1978 (TB429)
  • Die Entdeckung des Selbstverständlichen. Frankfurt Suhrkamp Verlag 1987 (TB 1440)
  • Abenteuer im Dschungel des Gehirns. Der Fall Doris. Frankfurt Suhrkamp Verlag 1981 (TB 663)
  • Das starke Selbst. Frankfurt Suhrkamp Verlag 1989 (TB 1957)
  • Die Feldenkrais-Methode in Aktion. Paderborn Junfermann Verlag 1991
  • Der Weg zum reifen Selbst. Phänomene menschlichen Verhaltens. Paderborn Junfermann Verlag 1994


    Die Feldenkrais-Gilde e.V. (Schleißheimer Str. 74, 80797 München, Tel: 089-523 10 171, Fax: 089-523 10 172)
    informiert über:

    - Ausbildungen in der Feldenkrais Methode
    - Akkreditierte Trainerinnen
    - Umfangreiche Bibliographie zur Feldenkrais Methode
    - Weitere Materialien (Broschüren, Audio- und Videokassetten)
    - Forschungsstand zur Feldenkrais Methode.


  • © Frau Stephanie Hendrikoff
    Physiotherapie & Feldenkrais für Babys, Kinder, Erwachsene
    Machonstr. 9, 12105 Berlin, Germany
    Telefon-Nr.: (0)30 - 788 966 36
    info@hendrikoff.de

         
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