Gesundheitsportal
letzte Änderung:
16.11.2018

Yoga während der Schwangerschaft
Yoga während der Schwangerschaft

 

Yoga kann zu jeder Zeit im Leben ausgeführt werden. Die Zeit der Schwangerschaft ist ideal, um mit Yoga zu beginnen. Das sensibilisierte Wahrnehmen des Körpers, der Atmung, der Gefühle hilft, diese Phase der tiefgreifenden Veränderung bewusst zu erle-ben und für eine positive Geburt und Mutterschaft vorzubereiten.


Was bedeutet Yoga?

Heutzutage werden unter dem viel benutzten Begriff Yoga allerlei mehr oder minder verschlungene Dehn- und Kräftigungspraktiken für den Körper verstanden. Es steckt jedoch eine uralte Wissenschaft dahinter, welche letztendlich zur Selbstverwirklichung führen soll. Yoga bedeutet Vereinigung, das Verschmelzen der individuellen Seele mit dem Höheren, dem Erkennen, dass es keinen Unterschied zwischen dieser Seele, die ich als meine betrachte, und der Überseele – oder auch dem Göttlichen - gibt.

Dies ist allerdings ein langer Prozess, ja, eine Lebensaufgabe, welche nicht in einem 10-Lektionenkurs gelöst werden kann. Nebst dem Studium der Yogaschriften, der Kontrolle der Gedanken durch Meditations- und Stilleübungen, einer enthaltsamen und bewussten Lebensweise, Atemübungen – sogenanntem Pranayama – sind auch Körperübungen ein Teil davon. Diese Körperübungen prägen das heutige allgmeine Verständnis von Yoga und sind ein idealer Einstieg. Sie sind ein Teil einer umfassenden Lehre, die bezweckt, in einem gesunden Körper, mit einem wachen und ruhigen Geist und in einer entspannten Lebensweise den Pflichten des Alltags nachzukommen ohne sich durch die Unbill des Lebens aus der eigenen Mitte bringen zu lassen.


Eine ideale Vorbereitung also für die werdende Mutter. Gerade Einsteigerinnen machen die erstaunlichsten Erfahrungen, entdecken überrascht und dankbar die Segnungen des Yoga zunächst einmal wie die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Frühling. Beim Weiterführen der Yogapraxis verschwinden dann langsam die Wolken und die heilenden Strahlen finden ihren Weg zum Herzen der Übenden.



Yoga und Schwangerschaft

Yogaübungen sind Bewusstseinsübungen. Bewusst den Körper bewegen. Bewusst den Atem wahrnehmen. Bewusst den Geist beobachten. Im folgenden werden die Elemente des Yoga und deren wohltuenden Auswirkungen in Zusammenhang mit der Schwangerschaft erklärt.


Adho Mukha Svanasana – abwärtsschauender Hund
Die Yoga-Körperübungen – Asanas genannt – lösen tiefsitzende Verspannungen, kräftigen den Körper, korrigieren Fehlhaltungen und machen schlussendlich bis auf Organebene den Körper gesund, indem sie blockierte Energie wieder zum Fliessen bringen, Muskeln und Organe werden mit Blut und somit Sauerstoff versorgt. Gerade in der Schwangerschaft ist der Körper einer mehrfachen Belastung ausgesetzt: das Herz pumpt kräftiger, die Muskeln und das Skelett werden mit mehr Gewicht belastet, die Wirbelsäule krümmt sich stärker vor allem im Lendenbereich, Füsse und Fussgelenke müssen mehr Gewicht tragen. Asanas werden langsam und bewusst im Einklang mit der Atmung ausgeführt, was die Körperwahrnehmung verstärkt, den Muskeltonus kräftigt und die Blutzirkulation anregt. Die Frau lernt, ihren Körper genau zu spüren. Sie weiss, wie sie einzelne Muskelpartien bewusst anspannt und somit hat sie gleichzeitig auch gelernt, wie sie diese Muskeln entspannt. Sie weiss nun, was ihr guttut. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil während der Geburt!

Anuloma Viloma Pranayama - Wechselatmung

Pranayama während der Schwangerschaft ist ein wichtiger Bestandteil und kann für sich alleine geübt werden oder auch zusammen mit einzelnen Asanas. Jedes bewusste Beobachten des Atems ist Pranayama. Prana bedeutet Lebens-energie. Mit Pranayama kontrollieren und stärken wir unseren Lebensenergiehaushalt. Wichtig für Pranayama ist eine bequeme und aufrechte Sitzhaltung, da die Hauptbahnen für die Lebensenergie entlang der Wirbelsäule verlaufen.

Dies ist während der Schwangerschaft meist nur mit Unterstützung von Kissen, der Wand oder auch eines Stuhles möglich, wobei der Rücken frei schwingt. Gönnen wir uns diese Unterstützung, haben wir dazugelernt: durch das Aufrichten des Brustkorbes kann der Atem freier fliessen und wir haben erspürt, was wir in diesem Augenblick benötigen. Pranayama sollte immer unter Aufsicht einer geübten Lehrerin oder eines geübten Lehrers gelernt werden. Atemübungen haben einen tiefen lösenden Einfluss auch auf der emotionalen Ebene. Der Atem ist ein Abenteuer, das uns zu unserer Mitte und zu unserem wahren Sein führen kann.

Allerdings kann es sein, dass wir auf diesem Weg nach Innen auch alten verdrängten Gefühlsmustern wieder begegnen. Es ist wichtig, einen ruhigen und einfühlsamen Menschen zur Seite zu haben, der weiss, was eine vertiefte Atmung bewirken kann. Manche Frauen haben Angst, sich während der Schwangerschaft auf ihren Atem und somit auf ihre tiefersitzenden Gefühle einzulassen. Aber mal ehrlich: Was machen Sie während der Geburt? Wie können Sie sich völlig dem Geburtsvorgang hingeben, wenn Sie nicht gelernt haben, Schmerzen zu begegnen, auszuhalten und zu äussern und somit loszulassen? Der Atem kann auch mit Tönen verbunden werden.

So ist es ein Bestandteil des Schwangerschaftsyogaunterrichtes dem Atem Ton zu geben, zum Beispiel mit den unterschiedlichen Vokalen oder auch mit bewusstem Verändern der Betonung eines Vokals. Atem ist Entspannung. Physische Entspannung, geistige Entspannung und dadurch emotionale Entspannung. In den Hatha Yoga Pradipika von Patanjali heisst es denn auch: „Wer seinen Atem kontrolliert, kontrolliert seinen Geist.“

 

 

 


„Frieden ist der glückliche natürliche Zustand der Mensch-heit. Er ist unser Geburtsrecht.“ Swami Sivananda
Geistige Entspannung, die richtige Konzentration auf das Wesentliche, kann in der Meditation geübt werden. Das Eingehen auf die innere Stille
jenseits des Lärms der Gedanken, des Alltags, der Umwelt bringt uns in Berührung mit uns selbst.

Schliesslich und endlich das Ziel jedes Yogaweges. Aus dieser stillen Mitte heraus ist es uns möglich, uns den Anforderungen zu stellen, welche die neuen Lebensumstände mit sich bringen. Eine erfüllte Mutterschaft, eine intakte Partnerschaft, ein beständiges Beziehungsnetz zu Freunden und Familie
kann nur auf dem Boden unserer Hingabe an uns selbst wachsen. Selbstvertrauen und Hingabe wird nötig sein, um den jungen Menschen, der in uns heranwächst, auf seinem Weg ins Leben zu begleiten.

Somit schliesst sich der Kreis wieder. Die Eingangs erwähnte ursprüngliche Auslegung des Yoga ist also wie geschaffen für den Einstieg in die Yogapraxis während der Schwangerschaft. Und wer weiss, vielleicht werden Asanas, Pranayama und Meditation Ihnen auch nach der Geburt ein Bedürfnis bleiben, wie es auch eine gesunde Ernährung und eine achtsame Lebenseinstellung geworden sind.

© Frau Pia Trippel Faoro, Yogaatelier, Rätusstrasse 23, CH-7000 Chur,
Tel 0041 81 252 03 55, pia@trippel.org

     
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------  
Datenschutzeinstellungen anpassen       Impressum       Datenschutz  
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------