Wechseljahre als Aufbruch
Bisher haben wir uns vor allem mit der Situation des Abschieds beschäftigt
- des Abschieds von der körperlichen Fruchtbarkeit, von dem rhythmischen
Schwingen des Organismus in einem Monatszyklus,vom jugendlichen Aussehen.
Doch ist nicht die Trauer um das Vergangene, das Festhalten am Bestehenden
eine Selbsttäuschung, die uns daran hindert, nach vorn zu schauen
und uns immer weiter von uns selbst entfernt? Hindert es uns nicht an
einer wirklichen Selbstbegegnung?
Vorbereitung
Die Trennung von einem Menschen durch Tod oder durch Scheidung, der Verlust
von Besitz oder Geld oder dem Arbeitsplatz beschwört immer eine innere
Krise herauf, ein Sich-selbst-in-Frage-Stellen. Insbesondere gilt dies,
wenn es sich um Abschiede und Trennungen handelt, die wir nicht selbst
herbeigeführt haben, sondern die uns schicksalsmäßig widerfahren
sind. Ebenso ist es mit biologischen Veränderungen, von denen zwar
jeder weiß, daß sie ständig stattfinden, die aber im
spontanem Erleben nicht spürbar sind und nur über die Jahre
hinweg eine sichtbare Veränderung zeigen.
Wie jede Trennung, jeder Abschied und jede Veränderung, löst
auch das Herannahen der Wechseljahre als spürbare Wandlung, als Metamorphose,
immer unangenehme Empfindungen, Sorgen und Ängste aus. Die Veränderungen
und die damit verbundene Ungewissheit verunsichern uns in einer Situation,
in der wir glauben, unseren Platz im Leben gefunden zu haben. Am besten,
alles bliebe immer so, wie es ist - sowohl äußerlich als auch
innerlich.
Verwandlung
Die Wechseljahre konfrontieren die Frauen in einer deutlicheren Weise
mit dem Alter, als dies bei Männern der Fall ist. In unserer Gesellschaft
erfordert es viel Mut sich des Älterwerdens zu stellen. Mahnt es
uns doch immer auch an Krankheit, Verfall, Pflegebedürftigkeit und
Tod - keine beliebten Themen, obwohl oder gerade weil der Anteil älterer
Menschen in unserer Gesellschaft ständig ansteigt. Erst ganz allmählich
tauch die älter werdende Frau in der Werbung, im Fernsehen, in der
Modeszene bildlich auf. Aber wir sind von einer Kultur des Älterwerdens
oder einer Ästhetik des alternden Körpers noch immer weit entfernt.
Schließlich ist auch das heutige Therapieangebot an Frauen mit einer
jahrelangen Hormonsubstitution Beschwerden und Wirkungen der Wechseljahre
zu mildern oder aufzuheben, nichts anderes als der Versuch, biologische
Veränderungen künstlich zu verlangsamen bzw. zu verhindern.
Warum ist das Thema Hormontherapie so wichtig
und warum wird es zugleich so kontrovers betrachtet?
„Wenn ich doch mit Hormonen besser aussehe und mich besser fühle
und obendrein noch Alterskrankheiten vorbeuge, warum soll ich sie dann
nicht nehmen?“ Eine berechtigte Frage, die zugleich aber nur die
eine Seite des Älterwerdens anspricht.
Wir leben in einer Zeit, in der in menschliche und auch in andere Lebensvorgänge
massiv eingegriffen wird. Gentechnologie und Fruchtbarkeitstechnologien
sind nur ein Beispiel unter vielen. Die sogenannte Medikalisierung von
ganzen Lebensabschnitten spielt dabei ebenfalls eine bedeutende Rolle
und betrifft in erster Linie die Frauen.
Gegenwärtig werden für die Zeit von der Pubertät bis zur
Bahre Hormone empfohlen: angefangen mit der Pille als Empfängsnisschutz,
aber auch als Schutz vor später auftretenden Krebskrankheiten, als
Aknetherapie, als Schmerztherapie bei schmerzhafter Periodenblutung bis
hin zu den fast schon selbstverständlichen Präparaten für
die Zeit der Prä- und Postmenopause. Damit lassen Frauen über
Jahre und Jahrzehnte hinweg ihren Organismus manipulieren und durch künstliche
Hormonzufuhr regulieren. Dabei sind sie immer sowohl vom Medikament als
auch von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt abhängig. Schon heute
stellt die Hormonforschung und -produktion einen enormen wirtschaftlichen
Faktor dar.
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Neuland
Frauen müssen sich dieser Entwicklung, diesem Trend viel bewußter
stellen. Sie müssen in der Lage sein, viel stärker mitzuentscheiden,
was für sie das Richtige ist. Es geht nicht darum, Hormonsubstitution
abzulehnen, sondern individuelle Entscheidungskriterien zu entwickeln
und sich über äußere Zwänge hinwegzusetzen. Ein Medikament
kann verordnet werden, eine Entscheidung nicht.
Die Kontroverse um das Für und Wider von Hormonsubstitutionen ergibt
sich aus einem weiteren, grundsätzlichen und schon angesprochenen
Aspekt. Sollen biologisch-körperliche Veränderungen und Beschwerden
grundsätzlich als Störungen aufgefaßt und beseitigt werden
oder können sie auch als notwendige Wahrnehmung, als Hilfe zur Veränderung
gesehen werden? Können körperliche Veränderungen notwendige
Voraussetzungen für die seelische und geistige Entwicklung sein?
Wann sind sie behandlungsbedürftig und wann ist es nötig, sie
zu akzeptieren? Diese grundsätzlichen Fragen beschäftigen die
Medizin von altersher und stellen das Konfliktpotential der verschiedenen
Richtungen und Denkansätze dar. Ich möchte jede Frau darin unterstützen,
diese Fragen zu bewegen und zu individuellen Entscheidungen zu kommen.
Dann können Wechseljahre
ein Aufbruch sein!
Oh, wer nur ernst und fest die Stunde greift,
den Kranz ihr auch von den bleichen Locken streift,
Dem spendet willig sie die reichste Beute;
Doch wir, wir Toren, drängen sie zurück,
Vor uns die Hoffnung, hinter uns das Glück,
Und unsre Morgen morden unsre Heute.
Annette von Droste-Hülshoff
Literaturangaben:
Buchliteratur: Dr. K. Kirchmann - Biochemie Lexikon
Friedrich Barthelmeyer - Dr. Schüßlers Biochemie
Thomas Feichtinger / Susana Niedan - Schüßler Salze für
Frauen
Natur & Heilen - 11/2000
Dr. med Eveline Daub-Amend - Wechseljahre
Dr. med. Irmhilt Rüdt von Collenberg - Natürlich durch die Wechseljahre
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"Nicht an sich zu arbeiten, heißt den anderen keine
Gelegenheit zu geben, eine bessere Version von
uns kennen zu lernen - und das wäre bedauerlich!" - Matthias
Varga von Kibed
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