Was ist Spagyrik eigentlich?
Die Spagyrik ist eine naturheilkundliche Therapierichtung. Im Gegensatz
zu Ihrer „großen Schwester“, der Homöopathie, ist
die Spagyrik heute noch wenig bekannt. Dabei ist die Spagyrik sogar älter.
Ihre Ursprünge gehen nämlich bis in das Mittelalter zurück,
wo man mit Hilfe der Alchemie Gold herzustellen versuchte. Dabei wurden
vielef besondere Verfahren ausprobiert und entwickelt, die heute zur Herstellung
naturheilkundlicher Arzneimittel verwendet werden. Der Begriff Spagyrik
wurde vor allem durch den bedeutenden Arzt, Naturphilosophen und Alchimisten
Paracelsus (1493 – 1541) geprägt. Entsprechend dem griechischen
Wortstamm spielen bei der Herstellung spagyrischer Arzneimittel das „Trennen“
(spaein) und wieder „Zusammenführen“ (ageirein) eine
besondere Rolle. Im 18. Jahrhundert geriet die Spagyrik etwas in Vergessenheit.
Erst im 19. Jahrhundert wurde sie von dem italienischen Grafen Cesare
Mattei (1809 – 1896) wiederbelebt. In seiner weltweit verbreiteten
„Elektro-Homöopathie“ nahm er sowohl Anregungen aus der
spagyrischen Richtung von Paracelsus als auch einige Grundprinzipien der
Homöopathie auf.
Die Entstehung der JSO-Komplex-Heilweise
Aus der Elektro-Homöopathie heraus entwickelte Theodor Krauß
(1864 – 1924) Anfang des letzten Jahrhunderts die JSO-Komplex-Heilweise.
Sie ist heute eine der wichtigsten Richtungen der Spagyrik. Die JSO-Komplex-Heilweise
ist eine rein pflanzliche Therapie. Die Heilpflanzen werden dabei stets
nach ganzheitsmedizinischen Gesichtspunkten ausgewählt und zusammengestellt.
Für die Therapie stehen insgesamt 55 Arzneimittel zur Verfügung,
die zur Regulation und Heilung eingesetzt werden.
Woraus bestehen die JSO-Komplex-Mittel?
JSO-Komplex-Mittel enthalten bewährte Kombinationen ausgewählter
Heilpflanzen. Jede einzelne enthaltene Heilpflanze wird nach dem spagirischen
Herstellungsverfahren von Theodor Krauß aufbereitet. Das genaue
Verfahren ist in dem amtlichen „Homöopathischen Arzneibuch“
(HAB) festgehalten. Dadurch wird sichergestellt, dass die Arzneimittel
immer nach dem gleichen Verfahren und mit der gleichen Qualität hergestellt
werden.
Als Ausgangstoff werden ausschließlich Pflanzenteile verwendet.
Durch die besondere Aufbereitung werden wertvolle Pflanzeninhaltsstoffe
und die heilsamen Kräfte jeder Pflanze gewonnen. Dazu werden ausgewählte
Pflanzenteile zunächst zerkleinert und – ähnlich wie bei
der Weinherstellung - vergoren. Die Vergärung ist eine sehr schonende
und natürliche Art, wichtige Inhaltsstoffe zu gewinnen.
Durch Abpressen des Gäransatzes entstehen ein wässriger Presssaft
und ein fester Pflanzenrückstand. Aus letzterem werden anschließend
mit Hilfe von Alkohol weitere – wasserunlösliche – Inhaltsstoffe
herausgelöst. Damit ist der oben genannte Vorgang des „Trennens“
abgeschlossen.
Beide Lösungen werden in zwei Schritten getrennt bis zur „D2“
verdünnt und verschüttelt (potenziert). „D2“ gibt
an, welche Verdünnungsschritte durchgeführt werden: Das „D“
bedeutet dabei, dass die Lösungen bei jedem Schritt 1:10 (lateinisch
decem = 10) verdünnt werden. Um eine „D2“ zu erhalten
wird die Lösung 2-mal hintereinander jeweils 1:10 verdünnt.
Nach beiden Verdünnungsschritten wird die Lösung per Hand verschüttelt.
Dieses „Potenzieren“ (lat. potentia = Kraft) ist aus der Homöopathie
bekannt. Mit dem Wort „Potenzieren“ soll zum Ausdruck gebracht
werden, dass hierbei neue Kräfte entfaltet werden, die über
die rein stoffliche Wirkung des Arzneimittels hinausgehen.
In einem dritten Potenzierungsschritt werden die beiden Lösungen
dann entsprechend dem spagyrischen Prinzip wieder vereinigt. Für
die Herstellung eines JSO-Komplex-Mittels werden so gewonnene Lösungen
(Urtinkturen) verschiedener Pflanzen gemischt und nochmals gemeinsam potenziert.
So entstehen schließlich die fertigen JSO-Komplex-Mittel. Die meisten
davon gibt es in Form von Streukügelchen aus Zucker (Globuli). Fünf
Präparate, die als Fluide bezeichnet werden, gibt es als flüssige
Lösung und als Salbe.
Welche Besonderheiten hat die Herstellung nach Krauß?
Das Herstellungsverfahren von Krauß unterscheidet sich klar von
anderen heute noch praktizierten spagyrischen Verfahren. Um diese Abgrenzung
zu verdeutlichen, wird für die JSO-Spagirik die Schreibweise mit
„i“ verwendet. Dies sind die Besonderheiten der spagirischen
Herstellung nach Krauß:
1. Es werden nur Pflanzen eingesetzt.
2. Im Gegensatz zum üblichen homöopathischen Herstellungsverfahren,
bei dem Inhaltsstoffe nur mit Alkohol herausgelöst werden, kommen
bei dem Verfahren nach Krauß noch die wasserlöslichen Bestandteile
aus dem wässrigen Presssaft hinzu.
3. Durch das schonende Herstellungsverfahren bleibt die Vielfalt an pflanzlichen
Inhaltsstoffen erhalten. So wird ein breites Wirkungsspektrum der Arzneimittel
ermöglicht.
4. Durch die Verdünnung beim Potenzieren werden Nebenwirkungen verringert.
Wie kommen die Namen der einzelnen Mittel zustande?
Der Name der JSO-Komplex-Mittel besteht aus vier Teilen: Dem Namen der
Mittelreihe, zu der das Mittel gehört, der Nummer des Mittels innerhalb
der Mittelreihe, dem lateinischen Pflanzennamen und dem Zusatz „cp“.
Dies soll am Beispiel von Lymphmittel 1 Echinacea cp erläutert werden:
Lymphmittel 1 Echinacea cp gehört zu der Gruppe der Lymphmittel.
Diese bilden eine von insgesamt 8 Mittelreihen. Der Name gibt dabei schon
grob an, auf welches System die Mittel dieser Reihe wirken. Im Fall der
Lymphmittel ist dies das Lymphsystem.
Lymphmittel 1 Echinacea cp ist die Nr. 1 von insgesamt zwei Lymphmitteln.
Echinacea angustifolia, die Kegelblume, ist die namensgebende Pflanze.
Echinacea angustifolia wird sowohl in der Homöopathie als auch in
der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) bei Infekten eingesetzt. Dieser
Bestandteil von Lymphmittel 1 Echinacea cp ist auch für die Wirkung
des Mittels charakteristisch.
Das „cp“ schließlich kennzeichnet, dass es sich bei
diesem Mittel um einen Komplex aus verschiedenen Pflanzenaufbereitungen
handelt.
Wie wirken die JSO-Komplex-Mittel?
Spagirische Arzneimittel üben einen bestimmten Reiz auf den kranken
Organismus aus. Dieser Reiz wirkt regulierend und regt die Selbstheilungskräfte
des Körpers an. Für die Ausübung des Reizes reichen auch
kleine Wirkstoffmengen. Das Motto „viel hilft viel“ gilt hier
also nicht. Daher können die Bestandteile bei der Herstellung ohne
Wirkungsverlust verdünnt werden.
Spagirik ist eine aktive Hilfe zur Selbstheilung. Krauß, der die
JSO-Komplex-Heilweise entwickelte, berücksichtigte schon bei der
Zusammenstellung seiner spagirischen Arzneimittel das Zusammenspiel der
verschiedenen Organe. Schließlich arbeiten Organe (z. B. Magen,
Darm, Leber usw. bei der Verdauung) oft eng zusammen. Da sie sich gegenseitig
beeinflussen, sind auch bei einer Krankheit meist mehrere Organe betroffen.
Dies muss bei der Behandlung natürlich berücksichtigt werden.
Es geht also nicht darum, einzelne Symptome zu bekämpfen, sondern
den ganzen Organismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Daher kann
man zu Recht von einer ganzheitlichen Therapie mit der Spagirik sprechen.
Spagirische Arzneimittel bieten sich insbesondere dann an, wenn der Wunsch
nach einer natürlichen Behandlung mit gut verträglichen Arzneimitteln
besteht. Wichtig für den therapeutischen Erfolg ist dabei die richtige
Wahl der spagirischen Arzneimittel. Bei der Auswahl der für Sie geeigneten
spagirischen Arzneimittel hilft Ihnen Ihr Therapeut oder Apotheker. Welche
Ursache Ihre Erkrankung hat und ob die Spagyrik eine geeignete Behandlungsmethode
ist, sollte ebenfalls durch einen Therapeuten abgeklärt werden.
Wann werden JSO-Komplex-Mittel eingesetzt?
JSO-Komplex-Mittel werden vor allem dann eingesetzt, wenn Funktionen gestört
sind und diese reguliert werden sollen. Hier kann die JSO-Komplex-Heilweise
allein oder auch begleitend zu anderen Therapien eingesetzt werden. JSO-Komplex-Heilweise
und Schulmedizin schließen sich also nicht aus, sondern können
durchaus ergänzend eingesetzt werden.
Die JSO-Komplex-Heilweise wirkt als Reiztherapie. Dies bedeutet, dass
die JSO-Komplex-Mittel einen Reiz ausüben, der die Selbstheilungskräfte
des Körpers anregt. Wo jedoch wichtige Organfunktionen oder –gewebe
zerstört sind, kann der Körper nicht mehr ausreichend auf den
Arzneireiz reagieren. In solchen Fällen können die Selbstheilungskräfte
nicht mehr genügend angeregt werden. Hier haben dementsprechend andere
Behandlungsmöglichkeiten ihren Platz.
Meist werden die JSO-Komplex-Mittel gezielt eingesetzt, um den Stoffwechsel
und die Funktionen bestimmter Organe zu unterstützen und anzuregen.
Beispiele hierfür sind das Stoffwechselmittel 1 Cochlearia cp, das
bevorzugt bei Störungen der Magenfunktion, und das Stoffwechselmittel
11 Lobelia cp S, welches insbesondere bei Reisekrankheit und Erbrechen
eingesetzt wird.
Einige JSO-Komplex-Mittel eignen sich besonders dazu, die Ausscheidung
zu fördern. Die wichtigsten Mittel zur allgemeinen Ausleitung und
Entschlackung werden im Rahmen der „JSO-Entgiftungstherapie“
eingesetzt. Fragen Sie hierzu Ihren naturheilkundlich orientierten Therapeuten
oder Apotheker. Zur Vereinfachung halten wir zu diesem Thema auch einen
Einnahmeplan bereit, in dem Sie die Einnahme der verordneten Mittel abhaken
können.
Ausgehend von den Mitteln der JSO-Komplex-Heilweise wurden inzwischen
auch sogenannte „Spezialitäten“ für bestimmte Anwendungen
entwickelt. Dabei handelt es sich im Prinzip um bewährte Rezepturen,
die z. T. auch in ihrer Darreichungsform angepasst wurden.
Hierzu zählt z. B. Jsostoma S, das in seiner Zusammensetzung dem
Stoffwechselmittel 1 Cochlearia cp entspricht. Als Tablette lässt
sich Jsostoma S zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden wie Völlegefühl
und Blähungen leicht mitnehmen und dosieren.
Ein weiteres Mittel in Tablettenform ist Jsonettin® S, das Magen-Darm-Infekte
und Erkältungen lindert.
Eine spezielle Darreichungsform bieten die ISO-Augentropfen C. Bei geröteten,
überanstrengten Augen kann man damit schnell und direkt am Ort des
Geschehens eingreifen.
Zur äußerlichen Anwendung werden die Fluide auch als Salben
angeboten. So kann z. B. die Populus cp-Salbe S bei Eiterungen im Bereich
der Haut bequem eingerieben werden. Salben gibt es aber auch unter den
Spezialitäten. Mit der Pesendorfer-Salbeâ kann man beispielsweise
von Rheuma betroffene Gelenke einreiben. So kann die Wirkung direkt am
Ort des Geschehens entfaltet werden.
Für bestimmte Erkrankungen gibt es zusätzlich auch noch Zäpfchen.
Wo bekomme ich spagirische Arzneimittel?
JSO-Komplex-Mittel und auf ihnen basierende Spezialitäten bekommen
Sie in jeder Apotheke. Ein Rezept brauchen Sie dafür nicht. Sie können
Ihre Apotheke unterstützen, wenn Sie darauf hinweisen, dass die JSO-Komplex-Mittel
unter „JSO“ (mit J!) zu finden sind.
Wie werden die JSO-Komplex-Mittel angewendet?
Globuli und Lösungen sind in erster Linie zur innerlichen Anwendung
bestimmt. In der Regel erreicht man die beste Wirkung, wenn die Mittel
ca. 30 Minuten vor dem Essen eingenommen werden. Dabei behält man
die Mittel einige Zeit im Mund, um eine möglichst gute Wirkung über
die Mundschleimhaut zu erreichen.
Zur äußerlichen Anwendung werden die Fluide auch in Salbenform
angeboten.
Zur Dosierung fragen Sie am besten Ihren Therapeuten oder Apotheker.
Produktinformation zu den erwähnten Präparaten:
Lymphmittel 1 Echinacea cp:
Anwendungsgebiete: Steigerung der körperlichen Abwehr, z. B bei Entzündungen
der Haut und Schleimhäute.
Stoffwechselmittel 1 Cochlearia cp:
Anwendungsgebiete: Magenerkrankungen, z. B. Reizzustände des Magens,
u. a. als Folge von fetten oder schwer verdaulichen Speisen sowie übermäßigem
Alkohol- und Nikotingenuss.
Stoffwechselmittel 11 Lobelia cp S:
Anwendungsgebiete: Erbrechen und Übelkeit, insbesondere bei Reisekrankheit
und Migräne.
ISO-Augentropfen C:
Anwendungsgebiete: Reizungen der Augen, u. a. bei Heuschnupfen und Ermüdungserscheinungen,
insbesondere nach Überanstrengung.
Jsonettin® S:
Anwendungsgebiete: Fieberhafte Erkältungskrankheiten und grippale
Infekte, u. a. zur Unterstützung bei Infektionskrankheiten, insbesondere
des Magen-Darm-Traktes.
Jsostoma S:
Anwendungsgebiete: Magenschleimhautentzündung, Störungen der
Magen-Darm-Tätigkeit, z. B. Völlegefühl und Blähungen,
u. a. nach Operationen, nach Genuss von fetten oder schwer verdaulichen
Speisen sowie übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum.
Pesendorfer-Salbe:
Anwendungsgebiete: Zur unterstützenden Behandlung bei entzündlichen
und abnutzungsbedingten Erkrankungen der Muskeln und Gelenke, z. B. bei
Rheuma, Arthrose, Hexenschuss.
Populus cp-Salbe S:
Anwendungsgebiete: Eitrige Hauterkrankungen, z. B. Furunkel, Abszesse
und Geschwüre, u. a. Unterschenkelgeschwüre.
Für alle Präparate gilt:
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Weiterführende Literatur:
Richter, H., Schünemann, M.: Spagirisch heilen – Die JSO-Komplex-Heilweise,
Foitzick-Verlag (2000)
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