Scheidungskinder fühlen sich
oft schuldig
Scheidungskinder leiden immer unter dem Dilemma, dass sie sowohl Mama
als auch Papa lieben. Sie fühlen sich nicht selten schuldig an der
Scheidung, obwohl sie überhaupt nichts dafür können. Denn
Kinder denken häufig, dass ihre Eltern sich getrennt hätten,
weil sie nicht lieb genug waren, schlechte Noten in der Schule hatten
oder sie die Eltern sonst irgendwie enttäuscht haben. Wichtig ist
vor allem, dass Sie Ihrem Kind vermitteln, dass die Scheidung nichts mit
Ihrem Kind zu tun hat, sondern eine Angelegenheit der Eltern untereinander
ist.
Mama und Papa verstehen sich nicht mehr oder möchten nicht mehr miteinander
in einer Wohnung leben, dass hat aber nichts mit Dir zu tun. Gerade wenn
Eltern durch die Scheidung sehr gestresst sind und noch nicht in der neuen
Situation angekommen sind, sind sie manchmal schnell genervt oder werden
laut, Kinder fühlen sich dann sehr schlecht und sehen dieses Verhalten
als Beweis, dass die Scheidung doch mit ihnen zusammenhängt.
Eltern müssen sich bemühen, ihre Nervosität und Unzufriedenheit
für sich zu behalten, diese nicht auf ihr Kind übertragen und
ihre Probleme nicht auf Ihre Kinder abwälzen. Sprechen Sie immer
wieder mit Ihrem Kind über die Situation, wertneutral und ruhig.
Stehen Sie auch für Fragen zur Verfügung und erklären Sie
kindgerecht die Situation, wenn es sein muss auch immer wieder von vorne.
Kinder haben manchmal die leise Hoffnung, dass ihre Eltern doch wieder
zusammenfinden könnten, daher hecken sie manchmal Dinge aus, die
die Eltern wieder zusammenbringen sollen oder erzählen einem Elternteil
Dinge über den anderen usw. Bitte schimpfen Sie deshalb nicht mit
Ihrem Kind, geben Sie dieser kindlichen Hoffnung aber auch keine Nahrung,
sondern nehmen Sie nur die Hoffnung wahr und lassen Sie Ihr Kind über
seine eigenen Gefühle sprechen. Hoffnung ist nie verschwendet, Hoffnung
kann auch Ihrem Kind helfen, aber nur, wenn es weder dafür geschimpft
wird, noch wenn die Hoffnung fälscherlicherweise genährt wird.
Was fühlt das Scheidungskind?
Manche Kinder ziehen sich völlig in sich selbst zurück, sie
zeigen nicht, was in ihnen vorgeht. Hier ist es wichtig, dass Sie immer
wieder mit Ihrem Kind ins Gespräch kommen, denn häufig belastet
die Situation die kindliche Seele, aber das Kind weiß nicht, wie
es seinen Kummer ausdrücken soll. Wenn Sie selbst nicht mehr weiterkommen,
suchen Sie auf jeden Fall Hilfe bei einem Kinderpsychologen, damit die
Entwicklung Ihres Kindes nicht gestört wird. Es gibt zum Beispiel
die Möglichkeit anhand von altersgemäßen Kinderbüchern
die Situation zu erklären, dass Mama und Papa sich getrennt haben.
In vielen Kinderbüchern werden auch die verschiedenen Gefühle
der betroffenen Kinder dargestellt.
Daran können Sie anknüpfen, indem Sie Ihr Kind fragen, ob es
ihm auch so geht, ob es auch schon so etwas gefühlt hat oder vielleicht
sogar etwas ganz anderes empfindet. Ermutigen Sie Ihr Kind seine Gefühle
zuzulassen und diese auch auszudrücken. Vielleicht entwickeln Sie
eine Wand, an die Ihr Kind tägliche Kärtchen oder Smileys hängen
darf.
Diese Kärtchen oder Smileys drücken aus, was Ihr Kind fühlt
und Sie können abends dann darüber sprechen, in einer gemütlichen
und kuscheligen Atmosphäre. Sie und Ihr Kind allein, auch wenn Sie
schon einen neuen Partner haben, sollten Sie die Gefühle Ihres Kindes
immer nur mit Ihrem Kind direkt besprechen und nicht im Beisein Ihres
Partners. Das ist wichtig für die Vertrauensbasis zwischen Ihnen
und Ihrem Kind.
Eltern sollten Probleme unter
sich klären
Wenn Sie und Ihr Expartner in Streit geraten, tragen Sie diesen Streit
niemals vor dem Kind aus. Ziehen Sie sich in ein anderes Zimmer zurück
oder vereinbaren Sie einen Gesprächstermin, wenn Ihr Kind im Kindergarten
oder in der Schule ist. Es gibt nichts schlimmeres für Kinder als
Zeugen eines Streites zwischen den Eltern zu werden. Viele Kinder fühlen
sich schuldig, denken sie hätten etwas falsch gemacht und daher würden
die Eltern sich streiten. Oder Sie haben Angst beide Eltern zu verlieren.
Tun Sie das Ihrem Kind nicht an. Seien Sie sich darin mit Ihrem Ex-Partner
einig und diskutieren Sie auch nicht über diesen Punkt. Tun Sie es
aus Liebe zu Ihrem Kind und bleiben Sie standfest, auch wenn Sie sich
noch soviel aufregen.
Wenn Sie bereits einen neuen Partner haben, ist es wichtig, dass Sie trotzdem
viel Zeit mit Ihrem Kind zu zweit verbringen. Gerade in der Anfangsphase
ist es für Ihr Kind von enormer Wichtigkeit, dass Sie Zeit haben
und diese Zeit nur Ihrem Kind gehört. Wenn immer ein noch "unbekannter
Dritter" dabei ist, kann sich Ihr Kind vielleicht gehemmt oder schüchtern
fühlen. Das hat nichts mit Ihrem neuen Partner zu tun und Ihr Kind
meint es auch nicht böse, sondern es ist völlig normal, dass
ein Kind Zeit braucht sich an einen neuen Partner zu gewöhnen.
Wenn Sie immer wieder Zeit mit Ihrem Kind alleine verbringen, dann zeigen
Sie dadurch Ihrem Kind, dass es Ihnen wichtig ist und Ihr Partner Ihr
Leben und das Ihres Kindes bereichert, aber das Ihr Kind immer an der
ersten Stelle steht. Das hören viele nicht gerne, dass das Kind wichtiger
ist, als der neue Partner. Aber es ist trotzdem so, Ihr Kind steht Ihnen
näher und sollte in Ihrem Herzen immer an erster Stelle stehen. Wenn Sie dies beachten
und Ihrem Kind genügend Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken, dann
steht einer harmonischen Partnerschaft mit einem neuen Partner nichts
mehr im Wege.
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- Wenn der Partner geht
- Glückliche Scheidungskinder
- Trennung in Liebe
- Ich brauche Euch doch beide
- Kind zwischen zwei Welten
- Klopfen befreit
Obwohl jeder von uns auf die
eine oder
andere Weise glücklich sein will, tut
sich zwischen Wunsch und Wirklichkeit
eine tiefe Kluft auf. Darin besteht die
menschliche Tragödie. Wir fürchten
das Leid, rennen ihm jedoch in die
Arme. Wir sehnen das Glück herbei,
kehren ihm indes den Rücken.
(Matthieu Ricard)
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