Interview Dr. Wolf
Interview Dr. Wolf
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Die Redaktion des Gesundheitsportals führte ein Interview mit
Herrn Dr. Hans Joachim Wolf, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe,
Facharzt für Histologie und Embryologie, aus Innsbruck (Österreich)
zum Thema „First-Love-Sprechstunde“ |
Gesundheitsportal: |
Guten Tag, Herr Dr. Wolf. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen unsere
Leser über die „First-Love-Sprechstunde“ zu informieren. Herr Dr. Wolf, Sie sind
einer der wenigen Ärzte, die eine solche Sprechstunde eingeführt haben, wie sind
Sie auf die Idee gekommen und könnten Sie uns kurz Ihr Konzept erklären? |
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Herr Dr. H. J. Wolf: |
In meiner langjährigen Tätigkeit als Frauenarzt sind mir viele junge
Menschen begegnet, deren Leben durch ungewollte Schwangerschaft oder sexuell
übertragbare Krankheiten massiv belastet war. All dies wäre durch rechtzeitige
fachkompetente Aufklärung vermeidbar gewesen. Daher können sich Jugendliche
bis zum 19. Lebensjahr bei mir kostenlos und anonym zum Thema Sexualität
beraten lassen. |
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Gesundheitsportal: |
An welche Altersstufe richtet sich Ihr Angebot? |
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Herr Dr. H. J. Wolf: |
Prinzipiell an alle Altersstufen bis zum 19. Lebensjahr. Am häufigsten nehmen aber
14-17 jährige dieses Angebot in Anspruch. Es sind aber auch Eltern von
Jugendlichen herzlich eingeladen, sich bei mir mit Ihren Kindern zu diesen Themen
beraten zu lassen. |
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Gesundheitsportal: |
Wann haben Sie die „First-Love-Sprechstunde“ eingerichtet? |
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Herr Dr. H. J. Wolf: |
Ich betreibe seit dem 01.12.2001 eine selbständige Ordination in Innsbruck.
Seit 01.03.2002 biete ich hier diesen Jugendservice an. |
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Gesundheitsportal: |
Welche Themen werden häufig von den jungen Mädchen angesprochen? |
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Herr Dr. H. J. Wolf: |
Das wohl häufigste Thema, das wir hier diskutieren ist Empfängnisschutz.
Natürlich treten auch immer Fragen zu AIDS und anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten auf. Viel Verunsicherung herrscht bei Jugendlichen auch über das
richtige Verhalten bei den ersten Annäherungen zum anderen Geschlecht. |
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Gesundheitsportal: |
In Deutschland kennen sich viele junge Mädchen nicht mit ihrem Körper aus, viele
werden schwanger, weil Sie nicht aufgeklärt worden sind, da Eltern keine Aufklärung
vornehmen. Sehen Sie dieses Problem auch bei den jungen Mädchen, die in Ihre
Praxis kommen? |
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Herr Dr. H. J. Wolf: |
Hier in Tirol ist das Problem ähnlich gelagert. Aufklärung wird größtenteils
durch die
Schule vorgenommen, hier hat sich die Situation zu früher deutlich gebessert. Nach
wie vor herrscht noch sehr dürftige Kommunikation zwischen Eltern und Ihren
Kindern zu diesen Themen. Ich leiste in meiner Praxis einen kleinen Beitrag zur
Verbesserung dieser Situation, indem ich auch Eltern herzlich einlade, gemeinsam
mit Ihren Kindern zu Aufklärungsgesprächen zu kommen. Damit möchte ich die
Hemmschwelle zwischen Jugendlichen und Ihren Eltern vor solchen Gesprächen
deutlich senken. |
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Gesundheitsportal: |
Können auch junge Paare gemeinsam bei Ihnen beraten werden, z.B. über
Verhütungsmittel? |
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Herr Dr. H. J. Wolf: |
Es ist mir sehr wichtig, das Thema Verhütung und sexuell übertragbarer
Erkrankungen auch in der männlichen Bevölkerung stärker ins Bewusstsein zu
rücken. Daher sind selbstverständlich Pärchenberatungen nicht nur möglich
sondern durchaus willkommen. Schließlich wird AIDS nicht nur vom Mann auf
die Frau übertragen sondern auch umgekehrt. |
Gesundheitsportal: |
Was würden Sie Eltern von jungen Mädchen raten, wie sollen sie ihre
Töchter
aufklären, worauf sollte geachtet werden? Gibt es Unterschiede zwischen Jungen
und Mädchen auf die bei der Aufklärung geachtet werden muss? |
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Herr Dr. H. J. Wolf: |
Ein Aufklärungsgespräch erfordert auf jeden Fall das nötige Ambiente. Stress- und
angstfrei, nicht erzieherisch sondern beratend, so stelle ich mir das vor. Es ist aus
meiner Sicht sehr wichtig darauf hinzuweisen, dass Sex etwas wunderschönes
sein kann, wenn der Partner und die Rahmenbedingungen passen. Sex nicht um
jeden Preis, nur weil alle Freundinnen schon ihre ersten Erfahrungen hatten.
Die Wahl der richtigen Empfängnisverhütung und wie man sich vor Krankheiten
schützt sollte wesentlicher Gegenstand jedes Aufklärungsgesprächs sein.
Prinzipiell gelten für Aufklärungsgespräche mit Jungen und Mädchen die
gleichen Richtlinien. |
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Gesundheitsportal: |
Wir danken Ihnen sehr für das Gespräch. Wir sind von Ihrem Projekt begeistert
und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute. |
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© Herr Dr. Hans Joachim Wolf, Valiergasse 62, A-6020 Innsbruck,
Telefon +43 512 353534, http://www.drwolf.at, praxis@drwolf.at
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