Kannst Du nicht hören oder willst Du nicht???
Legasthenie als Folge auditiver Wahrnehmungsprobleme
Problemlage
5-10 % eines Schülerjahrgangs sind Legastheniker, eine nicht bekannte,
weil nicht erforschte Anzahl Schüler hat Lernschwierigkeiten, weil
sie Gehörtes nicht effektiv und schnell verarbeiten können.
So fällt es ihnen schwer, sich auf die Stimme des Lehrers zu konzentrieren,
sie lassen sich leicht von jedem Geräusch ablenken, können nicht
mehrere aufeinanderfolgende Arbeitsanweisungen behalten und sich generell
langsam in der Bearbeitung von Aufgaben. Vorwurfsvolle Ausrufe wie: "Kannst
du denn nicht hören?!" oder gar "Bist Du zu dumm oder zu faul, um
dem Unterricht zu folgen!" Bezeichnen somit häufig eine zugrunde
liegende physiologische Schwäche in der Verarbeitung von Gehörtem.
Aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA (Galaburda, Tallal, Merzenich)
weisen darauf hin, dass viele Kinder mit Sprachproblemen eine grundlegende
Schwierigkeit haben, v.a. die schnell wechselnden Laute der gesprochenen
Sprache aufzufassen und zu unterscheiden.
Ursachen
Viele Legastheniker haben als Kinder spät sprechen gelernt. Doch
auch, wenn der Spracherwerb rechtzeitig erfolgte, so können doch
wichtige Phasen, bspw. Die detaillierte Analyse der Laute, die für
Lesen und Schreiben von größter Bedeutung sind, ausgelassen
worden sein. Das Kind kann dann den Unterschied zwischen ähnlichen
oder zusammengesetzten Lauten wie p und b, ng und nk nicht heraushören.
Wenn sich diese Laute für das Kind gleich anhören, so nimmt
es folgerichtig an, dass sie auch gleich geschrieben werden.
Wenn ein Kind nicht richtig hören kann, kann es auch nicht richtig
sprechen und schreiben. Häufige Hals-, Nasen- und Ohrenentzündungen
in der frühen Kindheit, die zu vorübergehenden Hörverlusten
führen, können die Ausbildung solcher Lautunterscheidungsfähigkeiten
verhindert haben. Auch mangelnde Anregungen des kindlichen Gehörs
oder sogar eine ständige laute Geräuschkulisse kann die Fähigkeit,
genau hinzuhören, beeinträchtigt haben.
Nicht nur zu wenig hören, sondern auch zu viel hören zu können,
stellt für manche Kinder ein Problem dar.Zuviel zu hören bedeutet,
dass ein Kind nicht in der Lage ist, Nebengeräusche wegzufiltern
bzw. zu ignorieren. Zu leicht lässt es sich von jedem Geräusch
ablenken, was tiefgreifende Auswirkungen auf sein Lernen und Verhalten
haben kann. Wer bevorzugt mit dem linken Ohr hört oder kein eindeutig
bevorzugtes Ohr hat, verarbeitet Sprache und Laute nicht so effektiv und
schnell.Laute, die vom rechten Ohr gehört werden, werden auf schnellstem
Wege zum Hauptsprachzentrum in der linken Gehirnhälfte weitergeleitet.
Dagegen werden die Laute, die vom linken Ohr gehört werden, zunächst
zum Untersprachzentrum in der rechten Gehirnhälfte, und dann erst
zur Verarbeitung in die linke Hälfte weitergeleitet, was eine messbare,
minimale Verzögerung bedeutet.
Der Legasthenieforscher Dr. Kjeld Johansen hat einen wichtigen Zusammenhang
zwischen linksohrigem Hören und Legasthenie festgestellt.Bei einem
Kind, das kein bevorzugtes Ohr hat, kann es geschehen, dass Laute oder
Silben in einer anderen Reihenfolge das Gehirn erreichen, als es im Wort
der Fall ist, so dass bspw. das Wort Generation als "Negeration" gehört
und entsprechend auch geschrieben wird.
Häufig sind derartige Hörschwächen, die sich als Lese-
und Rechtsschreibprobleme auswirken, nur ein Symptom unter anderen, die
auf eine allgemeine neurologische Reifungsverzögerung hindeuten.
Sehr häufig haben Legastheniker auch Probleme im motorischen Bereich
(Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme), in der visuellen Wahrnehmung,
im Stoffwechsel- und Hormonbereich und im Bereich fortbestehender primitiver
(frühkindlicher) Reflexe.
Dann empfiehlt es sich, die Hörtherapie in eine auch diese Bereiche
umfassende Behandlung zu integrieren.
Symptome, die auf Hörprobleme hindeuten:
- Kurze Aufmerksamkeitsspanne
- Ablenkbarkeit
- Überempfindlichkeit Geräusche gegenüber
- Missverstehen von Fragen
- Verwechslung ähnlich klingender Wörter
- Probleme, längere Arbeitsanweisungen zu verstehen und umzusetzen
- Flache und monotone Stimme
- Zögerndes Sprechen
- Schwierigkeiten, beim Singen die Melodie zu halten
- Verwechslung oder Verdrehung von Buchstaben
- Schlechtes Leseverstehen
- Viele Rechtsschreibfehler
- Hörverzögerungen
Vorgehensweise
Nach einer ersten gründlichen Untersuchung der auditiven Wahrnehmungsfähigkeit
wird nach einer genauen Auswertung individuell für das Kind eine
Kassette mit Musik und Geräuschen erstellt. Diese Spezialkassette
soll vom Kind täglich 10 Minuten angehört werden. Hierbei werden
die Hörbereiche stimuliert, die von der optimalen Hörkurve (nach
Tomatis) nach oben oder unten abweichen. Um die Ohrdominanz für das
rechte Ohr zu stärken, wird gleichzeitig das rechte Ohr stärker
stimuliert als das linke.
Zum Abspielen der Kassette sollte ein guter Stereorekorder oder Walkman
mit einem guten Markenkopfhörer ohne Bassverstärkung benutzt
werden. Dieser Kopfhörer darf während des Hörtrainings
nur für das Anhören der Kassette nicht aber für Musik,
Hörspiele etc. benutzt werden. Nach vier Wochen wird eine neue Höruntersuchung
vorgenommen. Dann wird entschieden, ob eine weitere Kassette erstellt
werden muss, mit der das Kind weiterarbeitet.
Im Verlauf des Hörtrainings wird mit Hilfe der Kassetten das gesamte
auditive System gezielt stimuliert. Für jedes Kind wird auf Basis
des Hörkurvenergebnisses eine ganz individuelle Kassette erstellt.
Darum sollte sie auch nicht von anderen Familienmitgliedern benutzt oder
kopiert werden. Gleichzeitig mit dem Hörtraining empfiehlt es sich,
nach einer speziellen Methode ein mehrere Sinne einbeziehendes kurzes
tägliches Lese- und Rechtsschreibübungsprogramm durchzuführen.
Kosten:
Die Kosten einer 6-monatigen Behandlung liegen bei ca. 300 Euro. Die Kosten
werden von privaten und Zusatzkassen anteilig bzw. ganz übernommen.
© Frau Georgia Fröhling, Heilpraktikerin, Bürgerstr. 4, 40219 Düsseldorf,
Telefon 0211/6001891, www.froehlinghp.de, Georgia.froehling@gmx.de
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